Selten hat ein Sport-Funktionär innerhalb von elf Monaten so viel Kredit verspielt wie der in Schweden aufgewachsene Johan Eliasch (60). Nach seiner Wahl im vergangenen Juni wurde der in London residierende Milliardär nicht zuletzt von Österreichs Ski-General Peter Schröcksnadel als glorreicher Reformer gepriesen. Doch nun taxieren die Vertreter der führenden Alpin-Nationen den von Eliasch ausgearbeiteten Weltcup-Kalender für den kommenden Winter als Rohrkrepierer.
Kollektives Kopfschütteln löst vor allem der Plan einer neuen Kombination aus. In Zukunft soll nicht mehr die Abfahrt mit dem Slalom, sondern die Abfahrt mit dem Super-G und der Riesen mit dem Slalom kombiniert werden. Pro Geschlecht sollen in der nächsten Weltcup-Saison acht Kombinationen durchgeführt werden.
Swiss-Ski-Chef spricht Klartext
«Ich bin aus drei Gründen dagegen», erklärt Swiss-Ski-Alpin-Direktor Walter Reusser. «Diese neue Form der Kombination ist für mich noch nicht Weltcup-tauglich, weil für dieses Format bis dato noch gar kein griffiges Reglement ausgearbeitet wurde. Zudem stelle ich den sportlichen Wert und die Attraktivität dieser Neuerung in Frage, weil die Entscheidung ja nicht in einem Rennen fällt, sondern die Ranglisten von zwei einzeln gewerteten Disziplinen zusammengezählt werden. Hinzu kommt, dass es schlecht für die Entwicklung der jungen Athleten wäre!»
Warum? «Mit derart vielen Kombinationen im Kalender, würde auch ein Marco Odermatt für die Titelverteidigung im Gesamtweltcup dazu gezwungen, in Adelboden nach dem Riesenslalom auch den Slalom zu bestreiten. Und das würde nach der jetzigen Quotenregelung bedeuten, dass es einen Startplatz weniger für einen unsere jungen Athleten gäbe», erläutert Reusser.
Weltcup-Komitee schickt Kalender zurück
Das Weltcup-Komitee, in dem Swiss Ski und alle anderen grossen Nationen Einsitz haben, hat deshalb den Weltcup-Kalender 2022/23 nicht abgesegnet und an den Council der FIS zurückgesendet.
Die Norweger sind besonders angefressen, weil der Klassiker in Kvitfjell nicht mehr im Kalender fungiert. Nicht unzufrieden sind derzeit allerdings die Amerikaner. Grund: Eliasch möchte den USA nach den November/Dezember Rennen in Killington (Technik Frauen) und Beaver Creek (Speed Männer) nun auch noch Februar-Wettkämpfe am Lake Tahoe und in Aspen anvertrauen. Aber eben: Wenn der FIS-Council nächste Woche dem Veto der grossen Alpin-Nationen zustimmt, wird Eliasch einen neuen Kalender kreieren müssen.