Nachdem Norwegens Skikönig Aleksander Aamodt Kilde (31) am Samstag im Ziel-S der Lauberhorn-Abfahrt völlig entkräftet in den Fangzaun geflogen ist, musste für ein paar Stunden das Schlimmste befürchtet werden. Doch am Sonntagmorgen bestätigte der norwegische Verband, was Blick geschrieben hat: Kilde ist ohne Knochenbrüche davongekommen.
Der 31-Jährige hat aber eine tiefe Schnittwunde davongetragen, zudem hat sich der zweifache Abfahrtsgesamt-Weltcupsieger die Schulter ausgekugelt. Nach der OP in einem Berner Spital ist unklar, wann der Freund von Ski-Königin Mikaela Shiffrin (28) in den Ski-Zirkus zurückkehren kann.
«Das ist ungesund!»
Der ehemalige Trainer von Hermann Maier (51), Christian Höflehner, hat einen ganz besonderen Draht zu Kilde. Als Rennchef der Firma Atomic rüstet er den Norweger seit Jahren mit Ski, Bindung und Schuhen aus.
In der Altjahrswoche hat Höflehner mit Marco Schwarz (28) aufgrund eines Kreuzbandrisses bereits sein österreichisches Atomic-Aushängeschild verloren. Nach dem Abflug von Kilde nimmt der Steirer die Führung des internationalen Skiverbandes ins Visier. «Was die FIS mit ihrem Rennprogramm den Athleten zumutet, ist ungesund. Wenn man auf einer derart selektiven Piste wie in Wengen in drei Tagen drei Speed-Rennen ansetzt, muss man sich nicht wundern, wenn es derart viele schwere Verletzungen gibt.»
Die FIS reagiert
Den Einwand von FIS-Präsident Johan Eliasch (61), dass ein Athlet ja jederzeit auf ein Rennen verzichten könne, lässt Höflehner nicht gelten: «Für einen Skirennfahrer ist der Gewinn von einer Gesamtwertung wichtiger als ein Erfolg in einem einzelnen Rennen. Und wenn ein Kilde die Abfahrts- oder Super-G-Kristallkugel gewinnen will, kann er sich keine Wettkampf-Pausen leisten.» Höflehner legt nach: «Wenn die Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihre Kinder irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten.»
Im Gegensatz zu seinem Präsidenten scheint FIS-Rennleiter Markus Waldner dieses Problem erkannt zu haben: «In Zukunft werden wir keine Rennen, die irgendwo abgesagt werden mussten, an einem anderen Weltcuprennen nachholen. Zumindest nicht, solange ich Rennleiter bin. Wengen hat endgültig gezeigt, dass nur fünf oder sechs Athleten ein derartiges Programm handeln können, für den Rest war es eine Zitterpartie. Und das will ich nie mehr sehen.»