Die Zusammenarbeit von Lara Gut-Behrami (29) und Swiss Ski ist geprägt von Erfolg, aber auch von verschiedenen Differenzen. Im Fokus stand dabei fast immer die Fragen nach ihrem Privatteam. Wie sollte es in den Verbandsstrukturen integriert werden? Gut-Behrami betonte stets, wie wichtig ihre eigenen Bezugspersonen für sie sind – vor allem Papa Pauli, der sie auch coacht. Gleichzeitig versuchte Swiss Ski im Laufe der Jahre, Gut-Behrami vermehrt in den normalen Trainingsbetrieb zu integrieren – ohne aber Pauli Gut auszuschliessen. Vor einigen Jahren entschied man sich, ihn auf Mandatsbasis anzustellen.
Wie sieht der Status heute aus? Alpin-Direktor Walter Reusser sagt: «Pauli Gut ist nicht von uns angestellt. Lara darf aber ihren Vater überall hin mitnehmen, wenn sie das möchte.» Heisst: Swiss Ski hilft lediglich bei organisatorischen Wünschen wie Akkreditierungen und Buchungen. Dies ganz im Gegensatz zum letzten Winter, als er noch mit einem reduzierten Mandat für Swiss Ski arbeitete. Warum die Wendung? «Es ist keine Wendung», entgegnet Reusser. Und führt aus: «Ich weiss auch nicht, warum das überall in den Medien so stand. Pauli Gut trug schon letzten Winter keine Kleidung von Swiss Ski – er war also auch nicht Teil des Verbands.»
«Wir waren nicht gleicher Meinung»
Damit herrscht nun Klarheit. Wer jetzt aber meint, der Verband habe Gut-Behrami im Regen stehen lassen, täuscht sich. So entschied man vor dem letzten Winter auf ihren expliziten Wunsch, den spanischen Kondi-Trainer Alejo Hervas ins Boot zu holen. «Er ist hauptsächlich für Lara zuständig. Doch Alejo ist auch Technik-Trainer, setzt Läufe und macht Analysen. Er ist ein Gewinn für alle – nicht nur für Lara», so Reusser. Im letzten Frühling kam nun auch noch eine weitere, zusätzliche Stelle dazu. «Stimmt. Im Riesenslalom-Team gab es aus unserer Sicht ein Leck, das wir nun mit Jörg Roten – einem unserer erfahrensten Trainern – abdichten konnten», so Reusser. Selbstredend darf Gut-Behrami – wie bei allen anderen Betreuern – auch auf dessen Hilfe zählen.
Fakt ist: Will Gut-Behrami künftig in Trainings und Rennen ihren Vater an der Seite haben, muss sie die Kosten für ihn übernehmen. Gemäss BLICK-Recherchen wehrte sich die Tessinerin in diesem Sommern vehement dagegen. Sie fand, dass der Verband ihr noch mehr Individualität zugestehen und ihren Vater bezahlen solle. Doch Swiss-Ski blieb stur. Reusser bestätigt das nicht, sagt aber: «Es gab Gespräche, bei denen wir nicht gleicher Meinung waren. Aber sie waren stets konstruktiv. Letztlich gehen wir bei allen Wünschen so weit, wie es möglich ist. Alle sollen die Chance haben, so zu trainieren, wie sie möchten. Swiss-Ski will seinen Athletinnen und Athleten stets das bestmögliche Umfeld betreffend Betreuung bieten. Alles muss aber innerhalb eines bestimmten Rahmens – mit Blick auf das Team als Ganzes – vereinbar sein.»
Und was meint Gut-Behrami dazu? Interview-Anfragen lehnte sie in den letzten Monaten stets ab. Am Freitag in Sölden wird sie ihr Schweigen brechen – wenn sie möchte.