Das Nervenkostüm von Marco Odermatt (26) ist in den letzten zwei Wochen besonders heftig strapaziert worden. Am vierten Trainingstag in Copper Mountain wurde der Nidwaldner im Super-G nach einem leichten Verdreher von einem heftigen Hexenschuss gestoppt. Davon hat sich der zweifache Gesamtweltcupsieger zwar rechtzeitig erholt. Auf seiner Lieblingspiste in Beaver Creek, wo er 2019 seinen ersten Weltcupsieg gefeiert hat, konnte er sich in der letzten Woche dennoch nicht entfalten – die beiden Abfahrten und der Super-G mussten wegen üblen Windböen und zu viel Neuschnee abgesagt werden.
Der Schnee wurde Odermatt und seinen Teamkollegen dann auch auf der Heimreise zum Verhängnis. Auf dem Weg zum Denver Airport musste der grosse Teil des Swiss-Ski-Teams einen riesigen Umweg in Kauf nehmen, weil der Vail Pass blockiert war.
Keine Business-Plätze mehr
Als Odermatt und Co. dann endlich am Flughafen von Colorados Hauptstadt eingetroffen waren, erhielten sie die nächste schlechte Nachricht: Ihr Heimflug via München wurde gestrichen! Grund: Auf dem Flugplatz der bayerischen Metropole war am Montag wegen gigantischer Schneemassen nur eine Landebahn in Betrieb.
Cheftrainer Tom Stauffer hat vergeblich versucht, seine Schützlinge auf andere Flüge umzubuchen. «Sämtliche Business-Plätze waren ausgebucht», erklärte Stauffer. Somit konnten die Schweizer erst am Montag kurz nach 8 Uhr via Chicago nach Hause fliegen.
Für die Abfahrts-Spezialisten ist das nicht ganz so schlimm, weil sie ihren nächsten Einsatz erst nächste Woche in Val Gardena (15. und 16. Dezember) haben.
Widersacher Schwarz war schneller
Aber Marco Odermatt, Gino Caviezel (31), Loïc Meillard (27) und Justin Murisier (31) müssen sich am nächsten Samstag beim extrem selektiven Riesenslalom in Val d’Isère bewähren. Weil unser Riesen-Quartett nun erst am Dienstag in der Schweiz landen wird, bleibt ein Tag weniger Zeit, um im Hinblick auf den knallharten Wettkampf in Frankreich den Jetlag zu besiegen.
Marco Schwarz (28), der vielleicht gefährlichste Widersacher von Odermatt im Kampf um den Gesamtweltcup, hatte mehr Glück. Der Österreicher hat am Sonntag wie auch Teamkollege Vincent Kriechmayr (32) einen Business-Sitz auf dem Flug Denver nach London ergattert, die beiden sind bereits am Montag in der Heimat gelandet.
FIS schaut auf sich
Österreichs Cheftrainer Marko Pfeiffer hat neben der Freude über den geglückten Flug-Coup auch Mitleid mit der Konkurrenz: «Marco Odermatt ist mir am Flughafen in Denver ziemlich verloren vorgekommen. Meines Erachtens wurden Odi und viele andere Athleten vom in Nordamerika weilenden Mitarbeiter der FIS-Reiseabteilung in dieser Situation zu wenig unterstützt.»
Fakt ist: Dieser freie Mitarbeiter vom FIS Travel Service ist am Sonntag um 17.25 Uhr – zu einem Zeitpunkt, als die Rennfahrer verzweifelt nach alternativen Flugrouten gesucht haben – aus Denver abgeflogen. Selbstverständlich in der Businessklasse sitzend.