In dessen «Wohnzimmer» von Alta Badia
Odermatt jagt Ski-Legende «Tomba la bomba»

Frauenschwarm, Schlitzohr, Riesen-Spezialist: Alberto Tomba (56) war vieles. Nun könnte er in Alta Badia von Marco Odermatt (26) übertrumpft werden. Kein Problem für den Italiener, der «Odi» auf eine Skihütte einlädt.
Publiziert: 17.12.2023 um 00:20 Uhr
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Aktualisiert: 17.12.2023 um 10:52 Uhr
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Hat gleich viermal in Alta Badia gewonnen: die italienische Ski-Legende Alberto Tomba.
Foto: Imago
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Marcel W. PerrenReporter Sport

Damit hatte Marco Odermatt nicht gerechnet! Was war passiert? «Nach meinem Weltcup-Punkterekord im letzten Winter habe ich eine Nachricht von Alberto Tomba erhalten. Wenn dir eine so grosse Legende wie Alberto schreibt, ist das schon sehr speziell.»

Am Sonntag wird es der weltbeste Skirennfahrer der Gegenwart aller Voraussicht nach erneut mit dem Altstar aus der Po-Ebene zu tun bekommen. In Alta Badia hat «Tomba la bomba» einen Stammplatz auf der Ehrentribüne. Die «Gran Risa» war für den Millionärssohn aus Bologna zwischen 1987 und 1998 wie ein zweites Wohnzimmer. Viermal hat der dreifache Olympiasieger den Riesenslalom auf diesem selektiven Hang gewonnen.

Nach einem dieser Triumphe hatte Italiens Nationalheld aber auch für einen Eklat gesorgt: Rund 50'000 Zuschauer mussten mitansehen, wie ihr Idol bei der Siegerehrung den Pokal in Richtung eines Fotografen schleuderte. Tomba war damals völlig ausser sich, weil ihn dieser «Paparazzo» Jahre zuvor splitternackt in der Sauna abgeschossen hatte.

«Ich will auf dem Siegerbild gut aussehen»

«Ansonsten war Alberto aber einer der liebenswürdigsten Menschen, die mir im Ski-Zirkus begegnet sind», erzählt der ehemalige Slalom-Weltmeister Frank Wörndl (64). Der Deutsche hält zudem fest, dass Tomba «ein grosses Kind geblieben ist, das jede Menge Flausen im Kopf hatte». Ein Beispiel gefällig? Kollege Wörndl liefert eine besondere Tomba-Schmonzette: «Wenn er auf dem Weg ins Skigebiet nach Sestriere war und sich auf der Autobahn Milano–Torino ein Stau bildete, hat Alberto, der zur Sportgruppe der Carabinieri gehörte, ganz einfach das Blaulicht aufs Autodach geschraubt und ist damit an der Kolonne vorbeigefahren.»

Aussergewöhnlich war auch das Selbstvertrauen, das Tomba gemäss Wörndl bereits vor seinem ersten Riesen-Sieg hatte. «1987 lag Alberto nach dem ersten Riesenslalom-Lauf in Sestriere an vierter oder an fünfter Stelle, als er mir gesagt hat, dass er jetzt ins Hotel gehen würde, um sich zu rasieren. Ich fragte ihn, ob ihn die Glattrasur schneller machen würde. Tomba schüttelte den Kopf: ‹Nein, aber ich will auf dem Siegerbild gut aussehen!› Ein paar Stunden später hat dieser positiv Verrückte dann tatsächlich den ersten Weltcup-Riesenslalom gewonnen!»

Mit diesem Sieg ist der Sprössling eines Textil-Unternehmers auch zum Frauenliebling avanciert. Tomba wurden unzählige Affären nachgesagt. Von der Miss Italia bis zu Popstar Sabrina Salerno, die mit dem Titel «Boys» einen Welthit landete. Diese Frauen hat Tombas Kumpel Wörndl jedoch nie kennengelernt: «Ich glaube, dass einige Tomba-Lovestorys auf Erfindungen der Medien basierten. Ich habe es auf jeden Fall nur einmal erlebt, dass Alberto unbedingt das Herz einer Frau erobern wollte. Und das war bei den Olympischen Spielen 1988.»

Wörndl, der bei diesen Spielen in Calgary hinter Tomba Slalom-Silber gewonnen hat, wird konkret: «Tomba ist total auf Katarina Witt, die Eisprinzessin der damaligen DDR, abgefahren. Ich war dabei, als er sich in der Kantine des olympischen Dorfs zu Kati an den Tisch gesetzt hat, um ihr schöne Augen zu machen. Aber weil ihr von der DDR-Führung der Kontakt zu Athleten aus dem Westen untersagt war, konnte Alberto bei diesem Date nicht reüssieren.»

Tomba lädt Odermatt ein

Praktisch nie von Tombas Seite gewichen ist dafür sein Betreuer Roberto Brunner. Weil der Gesamtweltcupsieger der Saison 1994/95 in seiner sportlichen Blütezeit ausschliesslich Italienisch parlierte, war der mehrsprachige Südtiroler vor allem bei den Medienterminen als Übersetzer gefragt. Und in gewissen Situationen hat Brunner auch Tomba gespielt. «Bei der WM 1989 in Vail hatte ich ein Interview für den SonntagsBlick mit Tomba vereinbart», erinnert sich der langjährige Blick-Skichef Mario Rall. «Zum Interview ist dann aber nicht Alberto, sondern Roberto erschienen. Brunner grinste und sagte: ‹Du kannst mich alles fragen, schliesslich weiss ich ganz genau, was Alberto antworten würde.›»

Mittlerweile hat Tomba kein Medien-Double mehr, denn Brunner ist 2016 mit 64 Jahren an einem Krebsleiden verstorben. Allzu viele öffentliche Termine nimmt Tomba aber sowieso nicht mehr wahr. Nachdem er sich nach seinem sportlichen Rücktritt ohne grossen Erfolg als Schauspieler versucht hatte, tritt er jetzt nur noch vereinzelt als Unicef-Botschafter und für einen Sportartikel-Hersteller auf.

Dass ihm der «Svizzero» Marco Odermatt am Sonntag ausgerechnet in «seinem» Alta Badia in der Sparte Riesenslalom-Weltcupsiege (beide haben je 15) den Rang ablaufen könnte, bereitet Tomba überhaupt keine Schwierigkeiten. «Marco hat sehr viel Stil und Kraft. Es ist schön, ihm zuzusehen. Deshalb habe ich ihm schon am Ende der letzten Saison ein Kompliment gemacht. Und wenn er mal mehr Zeit hat, fahre ich mit ihm zwei Kurven und dann gehen wir zum Lunch oder zum Dinner in eine tolle Skihütte.»

Ob Tomba Odermatt auch wirklich einladen wird? Diese Frage stellen sich viele Insider, weil sie wissen, dass «La Bomba» trotz seines grossen Vermögens jeden Euro eher drei- als zweimal umdreht.

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