Vor dem vorletzten Riesen-Kracher dieses Winters ist die Stimmung hoch explosiv! Die beiden Hauptdarsteller im Kugel-Krimi bereiten sich nur wenige Trainingspisten voneinander entfernt auf der österreichischen Reiteralm auf Kranjska Gora vor. Während Marco Odermatt wie immer mit seinen Teamkollegen trainiert, fährt Frankreichs Alexis Pinturault wie meistens alleine.
«Es ist in der Vergangenheit zwar auch schon vorgekommen, dass sich Alexis für ein paar Trainingsläufe uns angeschlossen hat», erzählt Swiss Ski-Riesenslalom-Chef Helmut Krug. Doch diesmal habe er keine Anfrage von Pinturault für eine gemeinsame Einheit erhalten. «Und das ist wohl auch besser so», schmunzelt Krug. «Ansonsten hätten sich Marco und Alexis wahrscheinlich schon im Training zermürbt, weil vor den alles entscheidenden Rennen ja keiner eine Schwäche zeigen will.»
Es geht um zwei Kristallkugeln
Zumal sich der 23-jährige Nidwaldner und der 29-jährige Hotelierssohn aus Courchevel ja gleich um zwei Kristallkugeln duellieren. Im Riesenslalom-Weltcup liegt «Pintu» 25 Punkte vor «Odi». Im Gesamtweltcup beträgt Alexis' Vorsprung auf Marco bei noch sechs ausstehenden Rennen 81 Punkte. Zumindest im Riesen-Duell könnte am Samstag in Kranjska Gora (Sln) also eine Vor- oder gar die endgültige Entscheidung fallen.
Bemerkenswert: Beide haben bei diesem Klassiker in Slowenien ihre Podest-Premiere im Weltcup gefeiert. Pinturault war 19, als er im März 2011 auf dem «Podkoren»-Hang den zweiten Rang hinter Carlo Janka belegte. Odermatt landete 2019 mit 21 in Kranjska Gora erstmals auf dem «Stockerl» (Dritter hinter den Norwegern Kristoffersen und Windingstad).
Pinturault forciert das Slalom-Training
Übrigens: Pinturault hat in den letzten Tagen auf der Reiteralm mehr Slalom als Riesen trainiert. Diese Strategie macht für den Mann mit 33 Weltcupsiegen ja auch Sinn, schliesslich stehen noch zwei Slaloms auf dem Programm. Und weil Odermatt seit der Schweizermeisterschaft 2018 nie mehr rennmässig Slalom gefahren ist, könnte Pinturault (3 Slalom-Siege) in dieser Disziplin den entscheidenden Vorsprung herausholen.
Bernhard Russi hat Odermatt in seiner BLICK-Kolumne den Rat gegeben, dass er ebenfalls seine Slalom-Ski aus dem Keller holen soll. Dieser Vorschlag löste bei Marco im ersten Moment ein Kopfschütteln aus: «Meine Slalom-Künste sind viel zu wenig gut, um in dieser Disziplin ordentlich Punkte einzufahren.» Nun sagt Trainer Krug aber: «Für den Notfall werden wir für Marco die Slalom-Ski auf die Lenzerheide mitnehmen…»
Odermatt ist zuhause jetzt schon die Nummer 1
In Odermatts Geburtsort Buochs ist natürlich schon jetzt klar, wer die klare Nummer 1 ist. Schreinermeister Stefan Barmettler hat eine drei Meter hohe Eins gebaut, auf der die Ortstafeln von Marcos Weltcupsiegen angenagelt werden. Gut möglich, dass am Samstagabend der Schriftzug von Kranjska Gora hinzugefügt werden kann.
Mehr zum Kugel-Kampf
Vor der Abreise nach Slowenien hat der sechsfache Junioren-Weltmeister noch eine Schrecksekunde erlebt – Marco ist im Reiteralm-Training spektakulär abgeflogen! Er gibt aber sofort Entwarnung: «Die Landung war zwar etwas holprig, aber es ist alles gut!»