Höhenflug trotz Verletzungen
Das steckt hinter Hählens Abfahrts-Coup

Nur wenig fehlt Joana Hählen (30) zum ersten Weltcupsieg. In Courchevel wird sie Zweite, fährt sackstark. Warum? Weil sie die Freude am Beruf wieder gefunden hat.
Publiziert: 16.03.2022 um 16:39 Uhr
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Verdienter Lohn harter Arbeit: Joana Hählen rast in Courchevel auf Rang 2.
Foto: keystone-sda.ch
Mathias Germann

Fast 15 Jahre ist es her, dass Joana Hählen ihr erstes FIS-Rennen bestritt. Beim Riesenslalom in Zinal VS trug sie die Startnummer 115. Hählen flog schon nach wenigen Sekunden raus. Und heute? Da ist die 30-jährige Bernerin so gut wie nie zuvor. Platz 2 bei der Abfahrt in Courchevel, geschlagen einzig von US-Star Mikaela Shiffrin (26). Nach zwei dritten Rängen ist Hählen erstmals Zweite im Weltcup. Ärgert sie der verpasste Premieren–Sieg? «Nein. Es war ein extrem knappes Rennen und hätte auch ganz anders ausgehen können», so Hählen.

Tatsächlich. Während Hählen und die zeitgleiche Christine Scheyer (27, Ö) zehn Hundertstel auf Shiffrin verlieren, folgen Michelle Gisin (+0,14) und Lara Gut-Behrami (+0,16) gleich dahinter. So stark klassiert waren die Schweizer Abfahrtsfrauen seit sieben Jahren nicht mehr.

Dabei spielt Speed-Ass Corinne Suter (27) beim Courchevel-Krimi nicht einmal eine Rolle. Die Schwyzerin wird nur 19. und muss die Abfahrtskristallkugel Sofia Goggia (29) überlassen. Überraschend ist dies nicht, weil Suter schon vorher weit zurücklag – enttäuschend ist es trotzdem.

«Es tut richtig gut»

Zurück zu Hählen. Warum läuft es ihr so gut? Es gibt mehrere Gründe. Der Entscheid, im Mai 2018 das gerissene Kreuzband nicht zu operieren, war für sie richtig. «Ich habe keine Angst mehr», sagte sie unlängst.

Gleichzeitig ist sie lockerer geworden. «Im letzten Winter wollte ich alles zu gut machen. Ich verlor die Freude am Skifahren», erklärt sie. Das ist nicht mehr der Fall. Hählen liess sich trotz einer Innenbandzerrung, welche sie im Dezember erlitt, nicht aus der Ruhe bringen. Sie pausierte, trainierte und kam stärker zurück. «Die Saison war ein Kampf. Aber ich behielt die Freude. Und dieser zweite Platz tut genau darum richtig gut», so die Power-Frau.

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