«Es ist vorbei!», verkündet Esther Paslier auf Social Media. Die französische Speed-Hoffnung hängt ihre Ski mit 25 Jahren an den Nagel. In einem emotionalen Statement erklärt sie die Gründe.
Das System macht Paslier zu schaffen. So sehr, dass sie krank wurde. «Schnell Skifahren, das ist das Wichtigste. Das hat mich viele Monate lang zermürbt und schliesslich zu einem Übermass, einer Depression, geführt. Mit 22 Jahren ein Medikament zu nehmen, war schwer zuzugeben», gesteht sie. «Das ist schwierig für dich selbst und für dein Umfeld, wenn du etwas tust, das zwar anspruchsvoll ist, aber etwas, das du liebst.»
Als sie aus dem französischen Kader flog und privat trainierte, ging es ihr besser. «Es hat mir neues Selbstvertrauen gegeben und mich wachsen lassen, weit über das hinaus, was ich mir hätte vorstellen können», schreibt sie. «Ich hatte vergessen, wie gut Skirennen sein können!»
Leidenschaft immer noch vorhanden
Worte, die unter die Haut gehen. Auch, weil Paslier sich wünscht, sie «hätte die notwendigen Ressourcen, um mich dauerhaft auf diese alternativen Wege einzulassen». Stattdessen kehrte sie nach einem Jahr ins Kader zurück.
«Die Leidenschaft für diesen Sport ist immer noch vorhanden, ich liebe das Leben als Sportlerin, ich trainiere gerne und ich liebe es, mich selbst zu übertreffen. Aber das hat nicht gereicht», so Paslier weiter. Deshalb sei der Entscheid in den letzten Monaten langsam gereift. «Ein Kapitel wird mit Frieden und der Gewissheit, den Kreis geschlossen zu haben, beendet.»
Drei Podestplätze im Europacup
Den Durchbruch im Weltcup hat Paslier nie geschafft. Ihre einzigen Punkte in 30 Rennen gewann sie 2018 als 28. einer Kombination. Erfolgreicher war sie im Europacup: ein Sieg und zwei dritte Plätze in der Abfahrt.
Den Rücktritt nutzt sie für einen Appell: «Ich ermutige alle, die sich dafür entscheiden, andere Wege auszuprobieren, weit zu denken und keine Angst davor zu haben, es zu versuchen.»
Denn Paslier ist kein Einzelfall. Nach Verletzungen und dem Verpassen des Olympia-Winters 2021/22 hatte auch der Deutsche Thomas Dressen (29) mit mentalen Problemen zu kämpfen. Mithilfe eines Mentaltrainers wurden leichte depressive Phasen festgestellt.
Depression auch nach der Karriere
Ähnlich ging es Camille Rast (23). Die Schweizerin erkrankte 2017 am Pfeifferschen Drüsenfieber und musste die nächste Saison vorzeitig abbrechen. Als Folgen der Krankheit war sie in eine Depression gestürzt. Mit einer psychotherapeutischen Behandlung und Medikamenten, die sie nach langem Zögern nahm, fand sie zum Lachen zurück.
Aber auch nach der Karriere kann man von Depressionen eingeholt werden. Lindsey Vonn (38), 82-fache Weltcupsiegerin, wurde von Verletzungen zum Rücktritt gezwungen und hatte lange Mühe damit, sich mit ihrem neuen Leben anzufreunden. Laut eigener Aussage litt die Amerikanerin anderthalb Jahre an einer Depression.