Das Podest
1. Loïc Meillard (Sz) 2:18,20
2. Marco Odermatt (Sz) +0,14
3. Thomas Tumler (Sz) +0,23
Das Rennen
Loïc Meillard eröffnet das Rennen und zaubert eine Fahrt in den Schnee, an der sich die Konkurrenz die Zähne ausbeisst. Nur zwei büssen weniger als eine halbe Sekunde ein: seine Landsmänner Thomas Tumler und Marco Odermatt. Das Trio führt zur Halbzeit. Und lässt die Ski-Schweiz vom vierten Dreifachsieg in diesem Winter (zwei in Weltcup-Abfahrten, einer in der WM-Team-Kombi) träumen. Und dieser Traum wird wahr.
Unglaublich, was das Trio in Norwegen abliefert. In der Entscheidung ist Odermatt als erster an der Reihe. Er greift an und setzt sich an die Spitze. Meillard kann er so nicht mehr abfangen, aber Tumler überflügelt er noch um neun Hundertstel. Und führt so auch die Entscheidung im Kampf um die kleine Kristallkugel herbei (siehe «Der Kugel-Kampf»).
Die Schweizer fahren in einer eigenen Liga. Sie klassieren sich innerhalb von 23 Hundertsteln, alle anderen Konkurrenten büssen auf den Sieger fast sechs Zehntel und mehr ein. Und stellen damit einen Rekord auf. Es sind für die Männer die Podestplätze 38, 39 und 40 in diesem Winter (15 Siege, 13 zweite Plätze und 12 dritte Plätze). So viele haben sie noch nie eingefahren. Die alte Bestmarke von 38 Podestplätzen stammt aus der Saison 1984/85.
Der Kugel-Kampf
41 Punkte Vorsprung nimmt Marco Odermatt auf Henrik Kristoffersen im Kampf um die Riesenslalom-Kugel mit. Dem Norweger läufts bei seinem Heimrennen überhaupt nicht. Schon zur Halbzeit liegt er trotz fehlerfreier Fahrt nur auf Platz 15, am Ende büsst er noch eine Position ein. So reicht Odermatt Platz 2, um sich schon vor dem letzten Rennen die Kugel zu sichern. Gleichzeitig ist das, was schon länger klar war, nun auch rechnerisch fix. Odermatt gewinnt nicht nur die Riesen-Kugel, sondern auch den Gesamtweltcup zum vierten Mal.
Die weiteren Schweizer
DNF2: Luca Aerni
Nicht für 2. Lauf qualifiziert: 45. Livio Simonet (+3,03), 52. Fadri Janutin (+3,29), 55. Sandro Zurbrügg (+3,39).
Luca Aerni zeigt einen soliden 1. Lauf. Als 17. qualifiziert er sich auch bei seinem sechsten Weltcup-Riesenslalom in diesem Winter (für die ersten beiden war er nicht aufgeboten) für die Entscheidung. Dort geht er volles Risiko – und wird nicht belohnt. Bei einer Welle kurz vor dem Ziel stimmt die Richtung überhaupt nicht. Er verpasst das nächste Tor und scheidet aus.
Drei Schweizer verpassen den Sprung in den 2. Lauf. Livio Simonet, Fadri Janutin und Sandro Zurbrügg handeln sich einen zu grossen Rückstand ein. Für sie war schon vorab klar, dass dies ihr letzter Weltcup-Riesenslalom in diesem Winter ist. Sie sind ausserhalb der Top 25 klassiert und dürfen beim Weltcupfinal nicht starten.
Die Stimmen gegenüber SRF
Loïc Meillard: «Im Speed haben sie es gemacht, in der Team-Kombi habe ich es an der WM erlebt und nun auch im Riesenslalom ein Dreifachsieg – es ist genial. Die letzten Saisons sind schon sehr gut gelaufen. Das hat die Jungen gepusht, sie haben versucht, besser zu werden und haben so auch uns Routiniers gepusht. Das hilft, auf ein anderes Niveau zu kommen. Es ist nicht selbstverständlich, dass es so läuft. Wir müssen es geniessen.»
Marco Odermatt: «Die lange Saison hängt langsam an, es wird schwieriger, die nötige Spannung aufzubauen. Aus Schweizer Sicht war der heutige Tag perfekt. Für die Kugel brauchts die grossen Rennen. Man darf die Fehler, die ich anfangs Saison gemacht habe, nicht machen. Ich stand nach zwei Rennen ohne Punkte da – das geht sich in der Regel nicht aus. Dass es auf diese Art und Weise mit einem etwas holprigen Weg für die Riesen-Kugel gereicht hat, ist brutal schön. Die ersten drei Kugeln waren ein bisschen wie ein Start-Ziel-Sieg, ich konnte kontinuierlich den Vorsprung ausbauen. Man vergisst mit der Zeit, was der Gewinn des Gesamtweltcups für eine Leistung ist Jahr für Jahr. Die Dominanz oder Konstanz über drei Disziplinen – es ist schon schwierig genug, das in einer Disziplin zu schaffen. Für Thomas Tumler und mich geht mit dem gemeinsamen Podest ein Traum in Erfüllungen. Und dann gewinne ich dank seiner neun Hundertsteln die kleine Kugel – danke!»
Thomas Tumler: «Als ich als Zweiter ins Ziel kam, habe ich gewusst, es ist wieder ein Podestplatz. Dann habe ich gehofft, dass wenigstens Marco vorne ist. Dass es dann ein Dreifachsieg wird, ist ein schöner Tag für die Schweiz. Für mich ist jedes Podest sensationell. Wenn ich es mit Teamkollegen teilen kann, ist es umso schöner.»
Thomas Tumler nach dem 1. Lauf: «Der Schnee erinnert an Beaver Creek (dort hat Tumler gewonnen, Anm. d. Red.), das hat mich beim Besichtigen gefreut. Ich habe meinen Servicemann direkt gesagt, gleicher Ski und gleiches Setup wie in Beaver Creek, dann kommt das gut. Es ist ein gutes Gefühl, ich habe Vertrauen in das Material. Schlussendlich ist es eine Kopfsache, ich glaube, es würde noch vieles funktionieren, der Schnee liegt mir so gut.»
Luca Aerni nach dem Out im 2. Lauf: «Ich wurde ein bisschen gierig und bin zu direkt gefahren. Oben bin ich gut gefahren und habe gemerkt, es funktioniert. Dann dachte ich, ich lasse es gehen und hatte dann einen Meter zu wenig Richtung. Schade, aber ich bin stolz, wie ich oben gut gefahren, das hilft mir für die Zukunft.»
Henrik Kristoffersen nach dem 2. Lauf: «So ist das Leben, so ist Skifahren. Technisch und taktisch war es nicht schlechter als in Kranjska Gora, aber es ist ein anderer Tag und hat nicht funktioniert. Vielleicht liegts am Schnee. Ich weiss es nicht. Skirennsport ist ein Materialsport. Für mich ist es schwierig hier zu stehen und zu sagen, ich habe es nicht gut gemacht. Technisch war es nicht so schlimm, mit der Linie war es auch ziemlich okay. Ich gratuliere Marco Odermatt zum Gewinn der grossen Kugel, der Riesen-Kugel und so weiter.»
Das gab zu reden
Weltmeister Raphael Haaser sorgt im 2. Lauf, in dem ausnahmsweise 32 Athleten starten (ein Trio ist nach dem 1. Lauf zeitgleich auf dem 30. Platz) für den Schreckmoment. Der Österreicher ist auf dem Weg zur neuen Bestzeit, da passierts. Er hängt mit der Hand an einem Tor an, es überschlägt ihn und er knallt heftig auf die Pisten. Den Zuschauenden stockt der Atem. Eine gefühlte Ewigkeit bleibt Haaser liegen, muss sich wohl erst einmal kurz vom Schreck erholen. Dann steht er sichtlich gezeichnet auf – mit blutverschmiertem Gesicht. Auf den ersten Blick scheint er glimpflich davongekommen zu sein, er fährt selbstständig Richtung Ziel. Bleibt zu hoffen, dass der Schein nicht trügt. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er sich erst im Dezember das Kreuzband überdehnt hat und sechs Wochen pausieren musste.
Das gab zu reden II
Letztes Wochenende haben die Männer drei Speedrennen in Kvitfjell absolviert. Schon da hat Marco Odermatt angekündigt, dass sich die Reise zurück in die Schweiz nicht lohne. Er bleibe in Norwegen und erhole sich dort ein paar Tage. Das hat der Nidwaldner auch getan. «Einige Selfies mit Freunden im Norden», schreibt er zu einer Reihe Fotos, die seine letzte Woche dokumentieren. Unter anderem hat er die Zeit für einen Trip nach Oslo genutzt. Die Hauptstadt ist nur knapp 200 Kilometer von Hafjell entfernt.
Die Bedingungen
Der Himmel über Hafjell ist bedeckt, die Temperaturen sind knapp unter null Grad. Die Piste präsentiert sich in einem guten Zustand, ist nicht eisig, aber trotzdem kompakt. Der Belastung hält sie stand, auch wenn sie bei den höheren Startnummern etwas gezeichnet ist.
So gehts weiter
Vor dem Weltcupfinal steht nur noch der Hafjell-Slalom vom Sonntag auf dem Programm. Anschliessend gehts für die Athleten nach Übersee. In Sun Valley (USA) findet der letzte Riesenslalom des Winters am Mittwoch, 26. März, statt.