Lara Gut-Behrami (31) hat in den letzten 15 Jahren im Ski-Zirkus alles erlebt. Sie wurde bei ihren 376 Rennen oft gefeiert, getadelt und geehrt – alles mehrfach. Nun aber erlebt die Tessinerin im Herbst ihrer Karriere – sie will noch bis 2025 weiterfahren – eine Premiere: Sie startet erstmals zu Weltcuprennen in Kvitfjell (No). «Es ist cool, mal was Neues zu sehen», sagt sie.
An dem von Bernhard Russi vor 30 Jahren gebauten Olympiabakken fanden letztmals 2003 Frauenrennen statt – Karen Putzer (It) gewann den Super-G. Jetzt kommt es in der gleichen Disziplin zum doppelten Revival (Freitag und Sonntag), dazu steht am Samstag eine Abfahrt auf dem Programm. Zeit für Sightseeing hat Gut-Behrami nicht, liegt sie doch im Super-G-Weltcup drei Rennen vor Schluss gerade einmal 30 Punkte hinter der führenden Ragnhild Mowinckel (No). Sie hat damit nach 2014, 2016 und 2021 intakte Chancen auf den Gewinn der vierten Kristallkugel in ihrer Schokoladendisziplin.
«Niemand, der es nicht schön findet»
Gedanken darüber macht sich Gut-Behrami nicht, sie schaut wie immer nur von Rennen zu Rennen. Ein Bild von der Strecke konnte sie sich erst in den Abfahrtstrainings machen. Die Wettkämpfe der Männer, die in den letzten Jahrzehnten regelmässig in Kvitfjell gastierten, hat sie sich nicht angeschaut. «Es hätte auch nichts gebracht, denn im TV sieht alles flach aus. Ist man dann am Berg, ist es anders.» Letztlich ist sei es sowieso egal, wo die Rennen stattfinden würden, «sie müssen einfach gut sein und den Zuschauern ein Spektakel bieten.»
Die anderen Schweizerinnen wählten noch vor der Anreise via Oslo eine andere Herangehensweise, um sich auf die neue Destination einzustellen. Michelle Gisin (29) fragte bei ihrem Bruder Marc, der neunmal am Olympiabakken antrat, nach. Priska Nufer (31) schaute sich Videobilder an, mehr aber nicht («Ich bin eine Instinktfahrerin»). Joana Hählen (31) analysierte einige Kamerafahrten auf dem Computer an und Corinne Suter (28) freute sich auf die wunderschöne Winterlandschaft im hohen Norden. «Ich kenne niemanden, die Region nicht schön findet», so Suter.