Die Sonne im Zielraum der Kälberloch-Strecke ist längst weg. Lara Gut-Behrami (32) strahlt allerdings. «Ich bin zufrieden», sagt sie. Sie winkt ihrer Mutter Gabriella zu, die hinter den Absperrgittern steht. Dann lacht sie mit ihrem Vater Pauli, schliesslich kommt Coach Alejo Hervas dazu – auch er ist gut gelaunt. Die Zufriedenheit über Platz drei im Super-G ist allen anzumerken. «Ich bin noch nicht da, wo ich sein will. Aber ich habe mich gut gefühlt und bin zufrieden», sagt Gut-Behrami.
Nun könnte man meinen: Ein dritter Platz ist für Gut-Behrami nicht gut genug. In dieser Disziplin hat sie nicht nur WM- und Olympiagold geholt, sondern auch die meisten Weltcupsiege errungen (19).
Als Gut-Behrami die Ziellinie überquert, sagt der Platzspeaker: «Sie hat andere Ansprüche an sich selbst.» Davon will sie nichts wissen. Sie fahre im Super-G zwar noch nicht frech genug, «aber es ist gut, dass es auch so zum Podest reicht».
«Brauche noch mehr Vertrauen»
Gut-Behramis Zufriedenheit rührt nicht daher, dass sie zum 80. Mal in ihrer Karriere in die Top 3 fährt – solche statistischen Werte bedeuten ihr wenig. Vielmehr hat sie die Bestätigung, dass sie nach dem Ausfall in Val d’Isère (Fr) die Spur auch im Super-G wiederfindet. Damals kassierte sie einen «Riesenstich im Knie», wie sie berichtete.
In der Woche danach hatte sie mit Schmerzen zu kämpfen. Heute sagt sie: «Im Riesenslalom geht alles einfacher, in den Speed-Disziplinen brauche ich noch mehr Vertrauen, da fehlt das perfekte Timing noch.»
Titelverteidigerin? Gut-Behrami widerspricht
Und dann ist da noch etwas: Am Gamskogel stehen zwei weitere Rennen an. «Es war ein guter Start ins Wochenende. Nun hoffe ich, noch besser zu fahren.» In der Abfahrt ist Gut-Behrami Titelverteidigerin, 2022 gewann sie. «Das sehe ich nicht so», widerspricht sie. «Wenn man an den Start geht, hat man die Chance, etwas zu gewinnen.»
Bereits das oberste Treppchen erklommen hat Cornelia Hütter (31). Die Österreicherin stillt den Hunger der einheimischen Fans, die dank Gratis-Eintritten die Tribüne füllen. Es ist der erste Heimsieg seit sieben Jahren! «Ich rede mir immer ein, dass es zu Hause auch nur ein Rennen ist – aber es ist schon speziell.»
«Conny Karacho», wie sie oft genannt wird, riss sich schon dreimal das Kreuzband. Zudem erlitt sie 2022 in Crans-Montana VS ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Folge? Ihre Augen stellten bei schnellen Bewegungen nicht immer scharf, sie hat auch häufiger Kopfschmerzen als früher. An diesem Tag in Zauchensee sind die Probleme weit weg.