Rainer Schönfelder gehört zu den spektakulärsten Erscheinungen in der bald 55-jährigen Geschichte des Alpinen Weltcups. Als Slalom-Spezialist triumphierte der Österreicher bei den Klassikern in Kitzbühel (2002) und Adelboden (2004). Als Sänger schaffte der Vize-Weltmeister von 2005 mit den Singles «Popmusic» und «Schifoan» den Sprung in die österreichischen Charts. Unvergesslich auch sein Auftritt 2007 in Wengen, als der Kärntner nach dem Training eine Wette einlöste und splitternackt über die Piste flitzte.
Nun sorgt der 44-Jährige gemeinsam mit ARD-Kommentator Bernd Schmelzer mit dem Podcast «Schönis GeSKIchten» für ganz viel Gesprächsstoff. In der jüngsten Ausgabe würdigt Schönfelder in nicht zu überbietender Manier unseren Überflieger Marco Odermatt. «Er fährt konstant wie Marcel Hirscher, ist verwegen wie Bode Miller, cool wie Kjetil André Aamodt, zielstrebig und schlaksig wie Pirmin Zurbriggen. Und wenn Marco im Zielraum sein T-Shirt auszieht, erinnert mich sein Oberkörper an den US-Wrestling-Helden Hulk Hogan!»
Der Vergleich mit den Legenden
Sind diese Vergleiche völlig überdreht oder der Realität entsprechend? Fakt ist: Die beiden Super-G-Siege in Beaver Creek hat Odermatt 2019 und in diesem Jahr mit abschnittsweise völlig verwegenen Bode-Miller-Gedächtnis-Linie eingefahren! Trotz seiner riskanten Fahrweise ist die Ausfallquote des Nidwaldners aber viel tiefer als die der US-Legende (Gesamtweltcupsieger 2004/05 und 2007/08). Während Miller beispielsweise bei der WM 2009 in vier von fünf Wettbewerben ausgeschieden ist, hat Odermatt im Weltcup seit seinem Out im Beaver-Creek-Riesen 2019 ausnahmslos das Ziel erreicht.
Dass Marco ähnlich wie Norwegens Rekord-WM- und Olympia-Medaillengewinner Aamodt in den heissesten Momenten besonders kühlen Kopf bewahrt, hat er zuletzt mehrmals bewiesen. Zuletzt auch am Montag beim Riesensieg.
Krafttraining als Schlüssel zum Erfolg
Mit dem vierfachen Gesamtweltcupsieger Pirmin Zurbriggen (57) verbindet Odermatt tatsächlich die Körpergrösse – beide sind 1,83 Meter lang. Als Teeanger fuhr Marco der Konkurrenz bei den internationalen Rennen oft hinterher, weil er viel zu dünn war. Dass Rainer Schönfelder jetzt seinen Oberkörper mit dem gigantischen Body von Wrestling Altmeister und Schauspieler Hulk Hogan (68) vergleicht, ist auf Swiss-Ski-Konditionstrainer Kurt Kothbauer und Gabriel Gwerder zurückzuführen. Gwerder ist Odermatts Jugendfreund und WG-Partner. Er hat in Stans-Oberdorf in der Firma des ehemaligen Kranzschwingers Leo Schallberger einen Kraftraum eingerichtet, in dem Marco nach den Trainingsplänen des gebürtigen Österreichers Kothbauer seine «Hühnerbrust» in einen regelrechten Muskelberg verwandelt hat.
Aber ist der Buochser als Rennfahrer bezüglich der Konstanz tatsächlich schon mit dem achtfachen Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher zu vergleichen? Noch nicht ganz. Zur Erinnerung: Der Österreicher hat in der Saison 2017/18 fünf Rennen in Serie gewonnen. Dass der 24-Jährige längerfristig aber tatsächlich Hirscher-Dimensionen erreichen könnte, zeigt seine Zwischenbilanz in diesem Winter: In neun Rennen hat Odermatt vier Siege und zwei zweite Plätze eingefahren.
Er selber sieht sich aber noch überhaupt nicht auf einer Stufe mit Hirscher. «Nein. Hirscher hat hier mit drei Sekunden Vorsprung gewonnen», sagt Odermatt nach seinem Sieg in Alta Badia – mit gut einer Sekunde Vorsprung.
Übrigens: Die grösste Freude macht Odermatt, dass ihn Schönfelder mit Hulk Hogan vergleicht.