Dass es sich beim Hotel Annapurna in Courchevel nicht um eine billige Absteige handelt, wird bereits auf dem Parkplatz deutlich. Die beiden Besucher aus der Schweiz kassieren von einem Angestellten einen Rüffel, weil sie ihr Auto nicht rückwärts einparkiert haben. «Bei uns muss die Schnauze des Autos zum Hotel schauen», erklärt der Parkwächter unmissverständlich.
Richtig heimelig ist es dafür in der Lobby des mit fünf Sternen dekorierten Hauses – hier hängen zwei Kuhglocken aus Adelboden. Daneben lagern in einer Vitrine die Pokale und Kristallkugeln von Alexis Pinturault. Sein Grossvater hat dieses Nobel-Hotel mit 77 Zimmern 1974 eröffnet. Jetzt haben hier Alexis' Eltern und die Schwester Sandra das Sagen. Mutter Hege, die in der norwegischen Stadt Bergen aufgewachsen ist, sitzt an der Bar und genehmigt sich kurz vor dem Mittagessen ein Kaffee.
825 Euro für ein Einzelzimmer
Das Geschäft der Familie Pinturualt läuft prächtig. Obwohl ein Einzelzimmer 825 Euro kostet, ist das Hotel derzeit nahezu ausgebucht. Ein Zwei-Sterne-Koch verwöhnt die Gäste mit einem Sechs-Gänge-Menü für 160 Euro. Neben dem Annapurna führen die Pinturaults noch ein Vier-Sterne-Hotel. Dennoch nehmen sich die Mama und der Papa auch in der Hochsaison die Zeit, um die Rennen von ihrem Alexis zu besuchen. «Wir waren zuletzt in Adelboden», erzählt Hege Pinturault. «Die Stimmung, die wir dort nach dem Sieg von Marco Odermatt erlebt haben, war wirklich sensationell.»
Ihr Sohnemann war in letzter Zeit aber oft vor allem wegen Odermatt ziemlich schlecht gestimmt. 2021 konnte sich Pinturault gegen den Nidwaldner zwar noch hauchdünn im Gesamtweltcup durchsetzen, aber seither hat er in seiner einstigen Paradedisziplin Riesenslalom wegen Odermatts Überlegenheit kein einziges Weltcuprennen mehr gewonnen.
Freundschaftliches Duell mit Meillard
Dafür gehört der 31-Jährige bei seiner Heim-WM in der Kombination zu den absoluten Top-Favoriten. Vor allem deshalb, weil diese Kombination nicht aus einer Abfahrt, sondern Super-G und Slalom bestehen wird. Und der Kombinations-Weltmeister von 2019 ist neben Loïc Meillard der einzige Aktive, welcher im Super-G wie im Slalom ein Top-3-Ergebnis aus dem Weltcup vorweisen kann.
Der Franzose und der Walliser sind sich übrigens auch menschlich sehr nahe. «Ich spiele mit Alexis sehr gerne eine Partie Brändi Dog, zudem reisen wir oft zusammen. Ich kann mich mit ihm wunderbar über den Skisport und viele andere Dinge unterhalten», verrät Meillard. Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gross, dass sich Alexis und LoÏc auch am Dienstag wieder zusammen unterhalten werden – bei der Siegerehrung.