Auf einmal hat Jenny Janka brutale Angst! Es ist der 24. Januar 2019, als die Frau von Carlo zusammen mit ihrer Schwägerin Fabienne im Internet auf einem Liveticker das Training auf der berüchtigten «Streif» in Kitzbühel verfolgt. Bilder sehen die beiden keine von den Fahrten, nur die Zeiten. Und hinter dem Namen Carlo Janka taucht plötzlich das Kürzel DNF für «Did not finish» auf, was aus dem Englischen übersetzt bedeutet, dass er nicht im Ziel angekommen ist.
«In diesem Moment sind in mir all die schrecklichen Bilder von den schweren Stürzen aufgekommen. Und ich hatte grosse Panik, dass es meinen Carlo nun genauso heftig erwischt hat.» Jennys «Iceman» ist an diesem Tag tatsächlich gestürzt, aber ohne sich dabei zu verletzen.
«Viele schöne Emotionen»
Bald müssen sich seine Angehörigen keine Sorgen mehr machen, dass er bei irgendeinem Weltcuprennen mit Vollspeed in einem Fangzaun landet. Jenny Janka hat vor dem letzten Abfahrtsstart ihres Herzbuben trotzdem neben dem lachenden auch ein weinendes Auge. «Ich habe mit Carlo auf der Weltcup-Tour viele schöne Emotionen erlebt. Und nachdem er am Dienstag im ersten Lauberhorntraining die neuntbeste Zeit realisiert hat, habe ich daran geglaubt, dass er seine Karriere doch noch fortsetzen wird.»
Deshalb stellte Jenny ihrem Carlo am Donnerstag vor der Pressekonferenz noch einmal die alles entscheidende Frage: «Willst du wirklich zurücktreten?» Der Olympia- und Gesamtweltcupsieger von 2010 hat sein Vorhaben bekanntlich kompromisslos durchgezogen.
Noch eine Rechnung offen
Nach der heutigen Lauberhornabfahrt ist unwiderruflich Schluss. «Carlo hat ja mit dieser von ihm so geliebten Abfahrt noch eine Rechnung offen», erzählt Jenny. «Er hat es bis heute nicht ganz verkraftet, dass er hier 2020 nach klarer Zwischenbestzeit einen zeitraubenden Fahrfehler begangen hat. Umso mehr würde ich es Carlo wünschen, dass er sich mit einer Top-6-Platzierung verabschieden kann.»
Im gestrigen, verkürzten Rennen verpasste «Jänks» den fünften Rang lediglich um eine halbe Sekunde. Seine grosse Klasse demonstrierte der Mann, der in Wengen acht Podestplätze eingefahren hat, ein weiteres Mal mit der drittbesten Abschnittszeit im «Brüggli-S».
Machs noch einmal, Carlo!