Die Enttäuschung war riesig. Nachdem Marco Odermatt die Medaille im Super-G um elf Hundertstel verpasst hatte, wurde natürlich auch nach möglichen Defiziten im Material-Bereich gesucht.
Und damit es am Sonntag in der Abfahrt endlich mit der ersten WM-Medaille des Nidwaldners klappt, laufen die Tests bei seinem Ausrüster Stöckli auf Hochtouren. Und der Ski-Produzent aus dem Entlebuch hat im letzten Herbst für Odermatt einen namhaften Test-Piloten verpflichtet.
Die Rede ist vom ehemaligen Junioren-Abfahrts-Weltmeister Nils Mani (30). Der Diemtigtaler, der im letzten Frühling nach zahlreichen Verletzungen seinen Rücktritt erklärt hat, testet in Courchevel zusammen mit Test-Teamleiter Stefan Thöni auf einer 300 Meter langen Strecke vier Ski-Serien, welche unterschiedlich präpariert sind. Jeder Ski wird an diesem Tag dreimal gefahren. «Es kann sein, dass sich zwischen einem Lauf die Wind-Konstellation verändert. Deshalb wird aus den drei Läufen ein Durchschnittswert ermittelt», erläutert Rennchef Beni Matti.
Mani, der sich in seiner Weltcup-Karriere zweimal in den Top 10 klassieren konnte, erklärt, worauf es bei seiner neuen Aufgabe besonders ankommt: «Ich muss jetzt nicht mehr möglichst schnell, sondern besonders genau fahren. Einzig durch möglichst identische Fahrten können die gewünschten Erkenntnisse gewonnen werden.»
Wichtig ist auch, dass an jedem Rennort getestet werden kann. Rennchef Matti: «Die Bedingungen in Courchevel sind ganz anders als beispielsweise in Kitzbühel. Deshalb kann es sein, dass der Abfahrt-Ski, der auf der Streif der schnellste war, in den französischen Alpen am schlechtesten läuft.»
Nach den jüngsten Tests ist man in der Stöckli-Crew davon überzeugt, den perfekten Ski und die optimale Präparation für die WM-Abfahrt gefunden zu haben. Es gibt aber noch etwas, das bei Matti die Hoffnung auf einen erfolgreichen Sonntag nährt: «Im Gegensatz zum Super-G ist Marco in der Abfahrt nicht der absolute Top-Favorit. Und deshalb bin ich zuversichtlich, dass er in diesem Rennen auch unbeschwerter zu Werke gehen wird.»