Am 20. Januar 2018 feierte Thomas Dressen (30) den grössten Erfolg seiner Karriere. Mit Startnummer 19 schnappte er Beat Feuz (36) den Sieg auf der Streif weg.
Auf den Tag genau sechs Jahre später schliesst sich der Kreis. In Kitzbühel (Ö) bestreitet er am Samstag das 80. und letzte Rennen. Der Speedspezialist hat seinen Rücktritt erklärt. Er habe den Punkt erreicht, «an dem der Körper wirklich sagt, es geht nicht mehr».
Mit Dressen hört Deutschlands erfolgreichster Abfahrer auf. Fünf Siege feierte er, zwei weitere Male wurde er Dritter, hinzu kommen drei Podestplätze im Super-G. Dass er nicht mehr Erfolge feiern konnte, liegt an seiner Krankenakte.
Nur ein Rennen in zweieinhalb Jahren
Wenige Monate nach seinem Streif-Sieg zog er sich bei einem Sturz eine schwere Knieverletzung zu, auch die Hüfte wurde lädiert. Obwohl er ein Jahr später mit einem Sieg zurückkehrte, war er danach nie wieder der Alte. Das Vertrauen in sich und seinen Körper liess ihn im Stich. Zwischen März 2020 und November 2022 bestritt er nur ein einziges Rennen. Die Hüfte bereitete Probleme, sein Knie wurde immer wieder operiert.
Eben dieses Knie hat vergangenen Samstag für einen Tiefpunkt gesorgt. Kurz nach dem Start in die Lauberhorn-Abfahrt spürte Dressen einen stechenden Schmerz. «Da ist es mir richtig eingefahren», sagt er gemäss «Spiegel». Die Folgen? Er handelte sich einen astronomischen Rückstand von 11,56 Sekunden ein, wurde 42. und damit Letzter.
Will mit seinen Kindern aktiv sein
Auf dem Heimweg machte er sich Gedanken und musste sich eingestehen, dass seine Karriere auf den letzten Metern ist. Abends hatte er einen Moment für sich, als seine Frau Birgit Tochter Elena, die letzten Sommer zur Welt gekommen ist, ins Bett brachte. Er schaute sich seine Kitzbühel-Siegfahrt an und ihm wurde bewusst: «So wie damals kann ich nie wieder fahren.»
Er entschied sich zum Rücktritt. Auch, weil es «noch ein Leben nach dem Skirennsport» gibt und er mit seinen Kindern aktiv sein möchte. Und das gehe nicht, wenn der ganze Körper kaputt sei. Zudem will er «fürs Hintennachgurken mein Gestell nicht mehr opfern».
«Ich will noch einmal Spass haben, das Ganze geniessen», sagt Dressen vor seiner Abschiedsvorstellung. Auch wenn es ihm schwerfällt, Servus zu sagen, ist er mit sich im Reinen. «Denn was gibt es Würdevolleres, als in Kitzbühel einen Schlussstrich zu ziehen?» (bir)