Das schlechteste Ergebnis seit fast einem Jahr
Ohne Gut-Behrami siehts düster aus für Schweizer Ski-Frauen

Wegen eines positiven Corona-Tests reiste Lara Gut-Behrami aus Val d’Isère ab. In der Abfahrt wird deutlich, wie abhängig das Schweizer Team von ihrer Klasse ist.
Publiziert: 19.12.2021 um 08:53 Uhr
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Lara Gut-Behrami fehlt überall. Die Tessinerin reiste nach einem positiven Corona-Test ab. Ohne sie gibts kein Top-Resultat.
Foto: imago images/Geisser
Mathias Germann

Sonneschein pur, glitzernder Schnee, eine perfekte Piste. Bloss: Die Schweizer Stimmungslage in Val d’Isère passt überhaupt nicht zu den äusseren Bedingungen. Einen Tag nach der coronabedingten Abreise von Lara Gut-Behrami (30) herrscht bei den meisten Katerstimmung. Kein Wunder, tritt doch das ein, was befürchtet wurde. Ohne die Tessinerin ist das Team – überspitzt formuliert – nur noch halb so gut. Corinne Suter wird in der Abfahrt Sechste, Michelle Gisin Zehnte. Viel mehr ist da nicht. Die Ränge 21 (Joana Hählen), 23 (Jasmine Flury), 27 (Priska Nufer) und 28 (Jasmine Suter) sind nur etwas: ungenügend. Da hilft auch der 24. Platz der deutlich jüngeren, 23-jährigen Noémie Kolly, wenig.

Das weiss auch Frauen-Cheftrainer Beat Tschuor. Schon am Tag, als Gut-Behrami abreiste – sie erlitt einen Impfdurchbruch – war er enttäuscht. «Mein Ziel ist es, alle Athletinnen am Start zu haben. Und zwar bestmöglich vorbereitet. Wenn man daran scheitert, ist das schon frustrierend. Aber es bringt nichts, zu klagen. Jene Fahrerinnen, die da sind, sollen Gas geben.»

Genau das tun sie allerdings zu wenig. Dies auf Gut-Behramis Schock-Meldung abzuschieben, wäre zu einfach. Die zweite Schweizer Garde ist schlicht nicht schnell genug. Dennoch darf der psychologische Aspekt nicht unterschätzt werden. «Was, wenn es auch mich erwischt?», dürfte sich manch eine fragen. Schliesslich wurde erstmals überhaupt eine Schweizerin, welche vollständig geimpft war, positiv getestet.

Im Nationencup nur noch die Nummer 3

Fakt ist: Die Schweizerinnen kassieren an diesem Samstag in Val d’Isère eine kleine Schlappe. Seit 12 Abfahrten oder fast einem Jahr gab es nicht mehr ein so schlechtes Abfahrtsresultat. Die Folge ist auch im Nationenklassement spürbar. Lagen die Schweizerinnen vor dem Rennen 113 Punkte hinter den Österreicherinnen, sind es nun 235 Zähler – also fast doppelt so viele. Damit ist man die Nummer 3 – auch noch hinter Italien, das auf Rang 2 liegt.

Zurück zum Rennen. Da ist Sofia Goggia einmal mehr unbezwingbar. Die wilde Italienerin leistet sich auf der Autobahn-Piste Oreiller Killy zwar den einen oder anderen Bock, doch ihr Grundspeed ist so hoch, dass es auch so reicht. Sie gewinnt damit die siebte Abfahrt in Serie, bei der sie am Start war. Eine unglaubliche Bilanz! «Ich bin sehr glücklich. Zwar war ich am Limit, aber ich habe mein Herz auf der Piste liegen lassen – schlicht alles», sagt sie im SRF.

Suter sucht keine Ausreden

Die letzte Fahrerin, die Goggia bei einer Abfahrt im Direktduell schlug, war Corinne Suter am 18. Dezember 2020. Wo? Genau, in Val di'Isère. Davon ist Suter diesmal weit entfernt. Genauer: 1,43 Sekunden. Das reicht für Rang 6. Dabei liegt die Schwyzerin bei der zweiten Zwischenzeit 32 Hundertstel vor Goggia. Danach jedoch fliegt Suter bei einem Sturz zu weit und verpasst eine Rechtskurve. Der mögliche Podestplatz ist weg.

«Das war keine gute, aber auch keine ganz schlechte Fahrt», sagt sie. Den Trainingsrückstand von sechs Wochen, den sie nach ihrem Sturz Ende September erlitt, lässt Suter nicht mehr als Ausrede gelten. «Das ist vergessen. Ich versuche momentan, das letzte Vertrauen zu finden. Es gibt noch ein paar Kurven, bei denen ich zögere. Da ist der Speed schnell weg – das mag es auf dieser Piste nicht leiden.» Michelle Gisin fehlen nur drei Zehntel bis Rang 4 – sie ist nach ihrer Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber weiterhin auf dem richtigen weg.

Was am Ende bleibt? Die Erkenntnis, dass Gut-Behrami an allen Ecken und Enden fehlt. Und das wohl noch mindestens drei Rennen so bleiben.

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