Das Märchen um Sette geht weiter
Diesen «Luxus» kann sich der «Ski-Bettler» jetzt leisten

Auf seinem beschwerlichen Weg in den Weltcup ist bei Daniele Sette (29) oft sogar das Essen zu kurz gekommen. Mittlerweile kann sich der Bündner immerhin eine Pizza Hawaii leisten...
Publiziert: 12.03.2021 um 10:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2021 um 10:50 Uhr
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Riesenslalom-Spezialist Daniele Sette hat eine harte Zeit hinter sich. BLICK trifft den 29-Jährigen in St. Moritz am See.
Foto: Sven Thomann
Marcel W. Perren (Text) und Sven Thomann (Fotos)

Sölden, im Oktober 2018: Daniele Sette steht nach einem Gletscher-Training mit Tränen in den Augen auf dem Balkon seiner Mietwohnung. Der Sohn eines Tennislehrers, der von den Verbands-Selektionären lange verschmäht wird und deshalb Jahre lang auf eigene Rechnung mit dem Ski-Zirkus um die Welt reist, hat soeben von Swiss Ski eine neuerliche Abfuhr erhalten.

Obwohl er sich ein paar Monate zuvor mit seinen ganzen Ersparnissen und Sponsoren-Geldern dem Global Racing Team angeschlossen hat und im Sommer im Continental-Cup in Neuseeland triumphierte, will Swiss Ski dem leidenschaftlichen Kämpfer keinen Startplatz im Europacup geben.

Ein Hundertstel rettet seine Karriere

«Ich war mir in diesem Moment sicher, dass ich meine Rennfahrer-Karriere beenden muss», sagt Sette. Aber dann ereignet sich ein mittleres Ski-Wunder. Plötzlich wird im Schweizer Europacup-Team doch noch ein Platz frei. Sette darf im Riesen im schwedischen Funäsdalen starten und qualifiziert sich als 30. in extremis für den zweiten Lauf. «Ich war zeitgleich mit dem Franzosen Leo Anguenot. Wenn ich in diesem Rennen eine Hundertstel langsamer gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich nie mehr eine Chance erhalten.»

Doch Sette nutzt seine wohl allerletzte Chance, verbessert sich im zweiten Lauf auf den 16. Rang und sichert sich damit die ersten Europacup-Punkte. Ab diesem Zeitpunkt geht es aufwärts.

Ein neues Bike als Luxus

Im Frühling 2019 steht der Engadiner mit Italo-Wurzeln in der Weltrangliste derart gut da, dass er ins B-Kader aufgenommen wird. Und seitdem geht es dem Mann, der sich früher nicht einmal jeden Tag eine warme Mahlzeit leisten konnte, auch finanziell viel besser. «Im letzten Sommer habe ich mir erstmals ein neues Bike gekauft. Und während mein Geld früher in der Pizzeria höchstens für eine Margherita gereicht hat, kann ich mir jetzt eine Pizza Hawaii leisten», schmunzelt der 29-Jährige, der nach wie vor bei seinen Eltern wohnt.

Beim letzten Riesenslalom in Bansko hat er mit der Laufbestzeit im zweiten Durchgang reihenweise Hochkaräter hinter sich gelassen! In der Endabrechnung belegte der Spätzünder mit dem Heini-Hemmi-Gedächtnisbart den elften Schlussrang.

«Er kann aufs Stockerl fahren»

«Und Daniele kann noch mehr erreichen», glaubt Sigi Voglreiter, Rennchef von Settes Ski-Ausrüster Fischer. «Wir rüsten auch den Österreicher Stefan Brennsteiner aus, der in Bansko erstmals den Sprung aufs Podest geschafft hat. Brennsteiner und Sette sind ganz ähnliche Typen. Darum sage ich: Wenn Stefan aufs Stockerl fahren kann, kann das der Daniele auch.»

Vielleicht schon am Samstag beim Riesenslalom in Kranjska Gora? Sette: «Auch ich bin mir sicher, dass mein Weg noch nicht zu Ende ist. Ich weiss, dass ich noch mehr drauf habe. Aber manchmal verkrampfe ich mich zu sehr, weil ich immer die absolute Perfektion anstrebe.»

Selbstverständlich hat der Perfektionist auch einen Plan für die Zeit nach der Ski- Karriere. Sette will studieren. Sportwissenschaften interessieren ihn ganz besonders.

So kurvt Odermatt aufs Riesen-Podest
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Starke Schweizer in Bansko:So kurvt Odermatt aufs Riesen-Podest
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