«Das waren die längsten Minuten meines Lebens»
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Mit Herzmassage Leben gerettet:«Das waren die längsten Minuten meines Lebens»

Ski-Star Hörnblad rettete einem Mann das Leben
«Die längsten Minuten in meinem Leben»

Ein Mann erleidet in einer Gondel einen Herzinfarkt. Liegt leblos am Boden. Schwedens Skifahrerin Lisa Hörnblad und zwei Teamkolleginnen reagieren richtig.
Publiziert: 27.01.2019 um 08:37 Uhr
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Lisa Hörnblad und zwei Teamkolleginnen retteten einem 60-jährigen Mann das Leben.
Mathias Germann aus Garmisch-Partenkirchen

Es passiert am Donnerstag vor dem ersten Abfahrtstrainings. Die Schwedin Lisa Hörnblad (22) und ihre Teamkolleginnen Hanna Rapaport (24) und Lin Ivarsson (23) sind in der Gondel auf dem Weg zur Besichtigung. Dann passiert es: Ein deutscher Funktionär erleidet einen Herzinfarkt. Hörnblad reagiert sofort, beginnt mit einer Herz-Lungen-Massage und rettet den 60-Jährigen. Im Interview mit BLICK erzählt sie die Geschichte. Und sagt: «Das waren die längsten Minuten meines Lebens.»

BLICK: Lisa Hörnblad, Sie sind eine Heldin!
Lisa Hörnblad: So sehe ich das nicht. Ich habe getan, was ich tun musste.

Was geschah genau?
Wir waren unterwegs zur Pistenbesichtigung, auf der ersten Gondel überhaupt. Nach zwei Minuten Fahrt hatte ein Mann einen Herzinfarkt. Er fiel hin, war völlig leblos.

Sie leiteten eine Herz-Lungen-Massage ein.
Eine völlig verrückte Situation. Wir mussten ihn am Leben erhalten. Helena hielt den Mann stabil und Lin versuchte, die Rettung zu alarmieren. Und da war noch ein Freund des Mannes – wir wechselten uns ab mit den Pumpstössen auf seinen Brustkorb.

Hatten Sie keine Angst?
Nein. Wir mussten etwas tun. Der Mann lag im Sterben. Ich habe gekämpft. Darum ging es. Wir mussten es durchziehen, bis die Gondel oben ankam.

Wie lange dauerte dies?
Sehr lange. Etwa acht Minuten, schätze ich. Ich erinnere mich, wie ich nach oben schaute und sah, dass wir noch so weit von der Station entfernt waren. Das waren die längsten Minuten in meinem Leben.

Viele Menschen wären verunsichert, ob sie die Herzdruckmassage wirklich richtig ausführen. Sie nicht?
Ich war nicht zu 100 Prozent sicher. Ich wusste aber, dass ich nicht ein bisschen, sondern stark drücken musste, damit sein Herz weiter schlug.

Es hiess, ein Arzt habe oben gewartet. Stimmt das?
Nein. Niemand wusste, was geschehen war. Wir hatten zwar versucht, die Rettung mit dem Handy zu alarmieren – hatten aber keinen Empfang. Wir zogen den Mann aus der Gondel. Dann rannten Helena und Lin los, um Hilfe zu suchen. Ich habe währendessen weitergepumpt.

Was geschah dann?
Meine Teamkolleginnen fanden den Arzt des österreichischen Teams im Bergrestaurant. Er machte sich sofort auf den Weg. Als er da war, löste er mich ab.

Atmete der Patient selbstständig?
Nein. Aber ich sah, dass die aus seinem Mund Luft ein- und ausging. Er war aber weiterhin bewusstlos.

Er wurde mit dem Helikopter ins Spital geflogen und überlebte. Wissen Sie Genaueres über seinen Zustand?
Für das, was ihm passierte, geht es ihm glaube ich ziemlich gut. Ich bin so froh, dass er noch am Leben ist.

Welche Reaktionen erhielten Sie aus Ihrer Heimat?
Viele Leute sind stolz auf uns und sagen, dass wir einen guten Job gemacht haben. Auch Ärzte erklärten, dass wir das Richtige taten. Das fühlt sich sehr gut an.

Wie schwierig war es, sich nach dem Drama wieder aufs Skifahren zu konzentrieren?
Sehr schwierig. Die Besichtigung begann schon kurz darauf, nur etwa 15 Minuten später. Ich zitterte noch immer am ganzen Körper. Und meine Schultern schmerzten extrem. Als wir aber unten waren, hörten wir, dass es dem Mann besser ging. Eine Erleichterung.

Wie stark sind Ihre Gedanken noch bei dem, was passierte?
Ich denke immer noch sehr oft daran.

Würden Sie gerne mit dem Mann, dem Sie das Leben retteten, sprechen?
(Überlegt lange) Ich weiss nicht. Es ist etwas seltsam...

Und wenn er sich persönlich bedanken möchte?
Klar, gar kein Problem.

Gibt es abschliessend noch etwas, das Sie gerne sagen würden?
Wir waren in einer Notsituation in der Gondel gefangen. Es gab dort kein Rettungstelefon oder etwas in der Art. Ich denke, das müsste man überdenken.

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