Wo wären wir bloss ohne Lara Gut-Behrami (32)? Wochenlang müssen sich die Schweizer Ski-Frauen diese Fragen gefallen lassen. Kein Wunder: Während die Tessinerin einen Podestplatz an den anderen reihte, kämpften die meisten anderen Schweizerinnen gegen sich selbst. Die Quittung gabs im Nationenklassement nach dem verpatzten Heim-Wochenende in St. Moritz GR: Italien liess die Schweiz stehen und führte auf einmal mit 78 Punkten Vorsprung.
Wenige Tage später folgte der nächste Nackenschlag, als sich Wendy Holdener (30) im Training schwer am Sprunggelenk verletzt – ihre Saison dürfte wohl gelaufen sein. Umso überraschender ist das Wochenende in den Savoyer Alpen. Am Samstag gewinnt Jasmine Flury (30) die Abfahrt vor Joana Hählen (30), am Sonntag schaffen es vier unter die besten elf. «Sie haben das Herz in die Hand genommen, waren von Anfang an präsent, selbstbewusst und mutig», lobt Cheftrainer Beat Tschuor. Die Folge? Die Swiss-Ski-Frauen erobern den Thron von Italien zurück (1452:1407 Punkte), Österreich (1212 Punkte) ist Dritter.
Pause tut Gut-Behrami und Suter gut
Die zweite helvetische Garde lässt also aufhorchen. Sie ist so stark unterwegs, dass für einmal auch ein schwaches Gut-Behrami-Wochenende nicht ins Gewicht fällt – sie wird in der Abfahrt Elfte und fällt im Super-G aus. Der Tessinerin hat nun knapp zehn Tage Pause – sie wird ihr guttun.
Ebenfalls Erholung benötigt Corinne Suter (29) – sie schleppt seit Wochen eine Erkältung mit sich herum und hat noch keine Top-5-Klassierung. «Wenn das Immunsystem angeschlagen ist, wird es auf diesem Level einfach schwierig», weiss Tschuor. Immerhin: Die im Super-G gestürzte Delia Durrer (21) hat sich wie erwartet nicht schwer verletzt. Für das Speed-Team, das einen hohen Altersschnitt hat, ist das besonders wichtig.
Slalom ohne Holdener: Freude oder Fiasko?
Bleibt die Frage: Können die Technikerinnen beim Nachtslalom in Courchevel (Fr) nachziehen? «Ich bin gespannt, wie wir reagieren. Klar, mit Wendy fehlt die Leaderin. Aber Michelle Gisin, Mélanie Meillard und Camille Rast sind drei arrivierte Fahrerinnen.»
Sicher ist: Nicole Good (25) wird ebenfalls zum Zug kommen. Sie wurde zuletzt im Europacup Dritte, Erste und Zweite und führt die Slalomwertung an.