Sein Bruder starb an Krebs
Die bewegende Geschichte von Schwing-Sensation Werner Schlegel

Der St. Galler Werner Schlegel ist der grosse Aufsteiger in dieser Schwing-Saison. Zuvor musste er einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten.
Publiziert: 17.07.2021 um 00:45 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2021 um 08:41 Uhr
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Vor zwei Wochen feierte Werner Schlegel am Appenzeller Kantonalen nach dem Schlussgang-Erfolg gegen Dominik Schmid seinen ersten Kranzfestsieg.
Foto: keystone-sda.ch
Marcel W. Perren

Wollte ein Hollywood-Regisseur die Geschichte eines Muster-Schweizers verfilmen, wäre Werner Schlegel der ideale Drehbuch-Lieferant. Obwohl der Toggenburger erst 18 Jahre alt ist, beinhaltet seine Biografie bereits jetzt Triumphe und Dramen. Aufgewachsen ist der «Werni» in einer Bauernfamilie in Hemberg, in der helvetische Traditionen mit Leidenschaft gepflegt werden. «Vater und Bruder singen im Heimatchörli. Und auch für mich ist die Pflege unseres Brauchtums wichtig» bekräftigt Schlegel.

Als Zimmermann-Stift restauriert er gerade in heimeliger Manier ein 200 Jahre altes Haus. Und als Schwinger erinnert der 187 cm lange, hundert Kilo schwere Offensiv-Künstler immer mehr an seine königlichen Klub-Kollegen Jörg Abderhalden und Nöldi Forrer. Vom dreifachen König Abderhalden hat Schlegel den Konditionstrainer Robin Städler «geerbt». Und Forrer, der 2001 den Schwinger-Thron eroberte, gehört für den hoffnungsvollen Nachwuchsmann zu den wichtigsten Ansprechpartnern im Schwingkeller. «Wenn ich eine Frage habe, erhalte ich von Nöldi immer eine schlaue Antwort.»

Forrer hat Schlegel auch den ersten Sponsor vermittelt. Und das er jeden Franken wert ist, hat Werner in den letzten zwei Wochen mit dem Sieg am Appenzeller Kantonalen und dem zweiten Platz beim Rigi-Klassiker bewiesen.

Der dunkle Fleck in der Schlegel-Saga

Viel Sägemehlstaub hat Schlegel schon als Knirps aufgewirbelt. «Mein Vater hat fünf Kantonal-Kränze gewonnen und weil auch meine Brüder geschwungen haben, habe ich mit vier Jahren mein erstes Schwing-Training absolviert.» Offiziell darf man erst ab dem achten Lebensjahr ein Buben-Schwingfest bestreiten, Werner war aber schon mit sechs Jahren dabei. «Ich habe den falschen Jahrgang angegeben...»

In der Schlegel-Story gibt es auch ein trauriges Kapitel – vor zwei Jahren hat einer seiner Brüder den Kampf gegen den Krebs verloren. «Der Tod meines Bruders hat mich stark geprägt, ich habe mir lange darüber den Kopf zerbrochen. Aber irgendwann bin ich zum Schluss gekommen, dass das Leben weiter geht und man das Beste daraus machen muss.» Heute wird Werner Schlegel beim Bergklassiker auf dem Weissenstein sein Bestes geben.

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