Vor dreissig Jahren hat Daniel Hüsler (52) im und neben dem Sägemehlring fette Schlagzeilen geliefert. Nachdem er beim Eidgenössischen in Olten den dritten Rang belegt hat, liess er sich zum Leidwesen der Schwing-Traditionalisten vom Nachrichtenmagazin «Facts» zu einem Oben-Ohne-Shooting in Zwilchhosen überreden.
Der Willisauer war einer der ersten «Bösen», der einen einwandfreien Sixpack vorzeigen konnte. Nach seiner Laufbahn als Schwinger und Ringer eröffnete er in seinem Heimatort ein Fitnesszentrum.
Mama Wicki ging zu Hüsler
Weil Esthi Wicki in Sörenberg gehört hat, dass im «Sport-Rock-Cafe» mit den modernsten Trainingsmethoden gearbeitet wird, wurde sie mit ihrem jüngsten Sohn Joel bei Hüsler vorstellig. Obwohl dieser bei diversen Jungschwingertagen obenaus geschwungen hatte, konnte sich Hüsler bei der ersten Begegnung nicht vorstellen, dass aus ihm ein richtig grosser Schwinger werden würde. «Ich glaubte, dass er für den ganz grossen Wurf zu kurz gewachsen sei.»
Imponiert hat Hüsler aber von Anfang an Wickis Einstellung: «Als ich ihn gefragt habe, was er eines Tages erreichen will, antwortete er, ohne mit der Wimper zu zucken: ‹Schwingerkönig!› Und weil ich schnell gemerkt habe, dass er eine enorme Bereit- und Leidenschaft an den Tag legt, habe ich mich für die Zusammenarbeit mit Joel bereiterklärt.»
Wicki kann auf die Zähne beissen
Hüsler hat sich für das Training mit dem körperlich unterlegenen Zweikämpfer von anderen Sportler Biografien inspirieren lassen: «Ich wusste, dass Mike Tyson im Schwergewichts-Boxen Serien-Weltmeister wurde, obwohl er nur 1 Meter 78 misst. Und weil es im Fussball schon vor Yann Sommer Weltklasse-Torhüter gegeben hat, die knapp 1,80 gross waren, ist in mir die Überzeugung gewachsen, dass man nicht 1,90 Meter lang sein muss, um Schwingerkönig zu werden.»
Hüsler hat deshalb mit seinem «Wikinger» vor allem Schnellkraft trainiert. Mit dieser überragenden Explosivität und einer tollen Technik hat der inzwischen 25-Jährige in den letzten sieben Jahren im Akkord übermächtig anmutende Kontrahenten umgehauen. Den Titel Schwingerkönig trägt der gelernte Baumaschinenmechaniker seit Sonntag aber auch dank seiner fast schon übermenschlichen Leidensfähigkeit.
Sein Übungsleiter liefert ein Beispiel: «Anfang Juli hat sich Joel am Tag vor dem Innerschweizerischen beim Heuen verletzt – ein scharfer Zahn seines Heuwenders hat sich fünf Zentimeter tief in sein Schienbein hinein gebohrt. Obwohl er in der Nacht vor lauter Schmerzen kaum schlafen konnte, hat er am nächsten Tag beim Teilverbandsfest gewonnen.»
Kurzurlaub nach Tragödie
Vier Wochen vor dem Saisonhöhepunkt hat Hüsler seinen Schützling dann aber ganz bewusst eingebremst: «Kurz vor dem Brünig-Schwinget ist ein guter Bekannter von Joel überraschend gestorben. Um auf andere Gedanken zu kommen, habe ich ihm vom Start beim Berg-Klassiker abgeraten. Stattdessen haben wir zusammen drei erholsame Tage auf der italienischen Seite des Lago Maggiore verbracht.»
«Das war rückblickend betrachtet das Beste, was wir in dieser schwierigen Situation tun konnten. Nach diesem Kurzurlaub war ich wieder richtig frisch und hatte den Kopf frei fürs Eidgenössische», sagt Wicki. Anders ausgedrückt: Die italienische Dolce Vita hat Joel Wicki den Weg zum eidgenössischen Thron geebnet.