Hofübernahme und Hochzeit
Aufregende Monate für Eidgenosse Döbeli

Andreas Döbeli gehört auf der Rigi zu den grössten Trümpfen der Nordwestschweizer. Vor dem Bergklassiker zeigt der Schwinger Blick seinen Hof und verrät, wie er die Liebe seines Lebens kennenlernte.
Publiziert: 13.07.2024 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 15.07.2024 um 18:30 Uhr
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Das Reich von Schwinger Andreas Döbeli: Der Eidgenosse steht im Hühnerstall auf seinem Hof in Sarmenstorf.
Foto: Manuel Geisser
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Nicola AbtReporter Sport

Schwinger Andreas Döbeli (26) trägt seit Anfang Jahr die Verantwortung für rund 25'000 Hühner. Der Eidgenosse hat den elterlichen Hof in Sarmenstorf AG übernommen. Dabei erhielt er von seiner Mutter und seinem Vater ein grosszügiges Übergabegeschenk.

«Sie haben tausende Franken in den Betrieb investiert, um ihn zu modernisieren.» Für seine Eltern ein Verlustgeschäft. Der Gewinn fliesst nun auf das Konto ihres Sohnes. «Das ist alles andere als selbstverständlich. Dafür bin ich ihnen unglaublich dankbar.»

Ein unvergesslicher Tag

Schon als Kind packte der zweifache Sieger des Nordwestschweizerischen Schwingfests auf dem Hof mit an. «Wie das Schwingen ist auch die Landwirtschaft eine Familientradition.» Sein Vater stand früher als Aktiver im Sägemehl und wurde später Technischer Leiter der Nordwestschweizer Jungschwinger.

Döbeli selbst entdeckte den Traditionssport im Alter von sechs Jahren für sich. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Lukas (24) feierte er bald Erfolge. Besonders in Erinnerung geblieben ist den beiden der Eidgenössische Nachwuchsschwingertag (ENST) 2015 in Aarburg AG.

«Lukas hat in seinem Jahrgang gewonnen, und ich habe meine zukünftige Frau kennengelernt», erzählt Andreas Döbeli, der im Schlussgang gegen Samuel Giger verlor. Seine Verlobte war als Ehrendame vor Ort. «Nach dem Fest hat sie mir auf den sozialen Medien eine Nachricht geschrieben.»

Eine Familiensache

Daraus entwickelte sich eine Liebesbeziehung, die Ende September ihre Krönung erlebt. «Wir werden heiraten», verrät Döbeli und ergänzt lachend: «Nach fast zehn Jahren ist es auch an der Zeit.» Die Treichel, die er am ENST gewann, hängt im gemeinsamen Wohnzimmer auf dem Hof in Sarmenstorf. Die beiden konnten das Haus seiner Eltern übernehmen. Vorher wohnten sie in einer Mietwohnung. «Alles, was wir jetzt einrichten, bleibt hier. Ein schöner Gedanke.»

Auf seinem 25 Hektar grossen Betrieb mit Hühnern und Landwirtschaftsfläche verfolgt Döbeli eine klare Strategie. «Mein Fokus liegt auf der Junghennen-Aufzucht.» Im Alter von einem Tag kommen die Küken zum gelernten Geflügelfachmann. Geliefert werden sie von der Brüterei Animalco in Staufen AG. Sein Vater ist Geschäftsführer. Dort arbeitet auch Andreas. «Ich bin für das Qualitätsmanagement zuständig.» Auf seinem Betrieb zieht er die Küken auf, bis sie 18 Wochen alt sind. Dann beginnen die Tiere Eier zu legen und wechseln in einen Legebetrieb.

Wichtiger Schritt in Richtung Westschweiz

Aktuell erweist sich ein Tipp seines Vaters als goldrichtig. «Er riet mir, eine KV-Lehre zu machen», erzählt Döbeli. Sein Vater hatte sich zum Landwirt ausbilden lassen. Mit gut 30 Jahren betrat er als Geschäftsführer eine neue Welt. «Er wäre froh gewesen um eine kaufmännische Ausbildung.»

Deshalb entschied sich der 32-fache Kranzgewinner zuerst für eine KV-Ausbildung und erst im zweiten Schritt für eine Lehre als Geflügelfachmann in der Westschweiz. «Gerade als Betriebsleiter gibt es immer mehr Büroarbeit. Dank meiner KV-Lehre fällt mir vieles leichter.»

Auch schwingtechnisch kam ihm die etwas spätere Ausbildung in der Westschweiz entgegen. In dieser Zeit durfte er regelmässig in Kerzers FR oder in Kirchberg BE trainieren. «Ich konnte mich mit hochkarätigen Gegnern wie Remo Käser, Matthias Sempach oder Lario Kramer messen. Dabei habe ich grosse Fortschritte gemacht.»

Neues Motto im Training

Noch heute trainiert er gelegentlich mit Kramer und Käser zusammen. Traditionell reisen sie im Frühling gemeinsam nach Teneriffa. Unter der Leitung von Schwingerkönig Adrian Käser absolvieren sie eine Trainingswoche. «Kraftmässig bin ich dort nicht bei den Besten», gibt Döbeli zu. Besser liegt ihm der Ausdauerbereich. «Auf dem Velo habe ich meine Qualitäten», sagt er lachend.

Dass zu viel Training kontraproduktiv sein kann, musste der Aargauer diesen Winter schmerzlich erfahren. Zweimal zwangen ihn leichte Knieprobleme zu einer Pause. «Ich habe es mit dem Training übertrieben. Das waren zwei, drei Warnschüsse.» Erst in der letzten Saison kam er von einem Kreuzbandriss zurück. Gemeinsam mit Athletiktrainer Tommy Herzog hat er seine Lehren aus diesen Erfahrungen gezogen. «In Zukunft werde ich auf Qualität statt Quantität setzen.»

Arbeit gibt es auch am Samstag

Döbeli wird am Sonntag auf der Rigi seine ganze Qualität brauchen. Nach dem Ausfall von Joel Strebel (Kreuzbandriss) sind die Nordwestschweizer an der Spitze stark dezimiert. «Gemessen an den letzten beiden Schwingfesten bin ich der Teamleader, aber rein vom Palmarès ist es Nick Alpiger.»

Beide müssen über sich hinauswachsen, um gegen die starken Berner bestehen zu können. Wie fast immer wird Döbeli am Samstag vor dem Schwingfest auf seinem Hof arbeiten. Spätestens um 17.30 Uhr ist Feierabend. «Zwischendurch trinken wir den einen oder anderen Kaffee mehr als an einem normalen Arbeitstag.» Ein Pausenthema dürften die Paarungen im ersten Gang sein. Döbeli trifft auf Bernhard Kämpf.

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