Der grosse Schwing-Check
Tolle Schlegel-Aktion und ein spezieller Kranzgewinn

Was läuft in der Schwinger-Szene? Blick liefert die heissesten Sägemehl-Geschichten. Zu reden gibt eine Aktion von Schlegel, der Kranzgewinn von Schneider und zwei Talente aus der Nordwestschweiz.
Publiziert: 10.06.2024 um 12:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2024 um 13:24 Uhr
Domenic Schneider jubelt auf dem Stoos. Dieser Kranz hat für den Thurgauer eine spezielle Bedeutung.
Foto: keystone-sda.ch
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Nicola AbtReporter Sport

Nordwestschweizer Talente im Pech

Nach dem sechsten Gang gibt es für Frank Marius (19) kein Halten mehr. Der Solothurner jubelt ausgelassen. Soeben hat er den Eidgenossen Sven Schurtenberger bezwungen. Es ist der grösste Sieg in seiner noch jungen Karriere. Reicht das für den Gewinn seines ersten Bergkranzes? Nein. Ihm fehlt ein Viertelpunkt. Betrachtet man sein Notenblatt, hätte er das Eichenlaub verdient gehabt. Gleich drei Eidgenossen stehen darauf. Neben Schurtenberger auch Pirmin Reichmuth und Michael Gwerder. Gegen die beiden letztgenannten landet er auf dem Rücken. In den anderen Gängen fehlen ihm die Maximalnoten. Auf dem gleichen Rang klassiert sich mit Sinisha Lüscher das zweite grosse Versprechen der Nordwestschweizer. Der KV-Lehrling verliert nur gegen Ueli Rohrer. Das Duell gegen Eidgenosse Matthias Herger endete gestellt. Auch ihm fehlt ein Viertelpunkt zum ersten Bergkranz – bitter. 

Spezieller Kranzgewinn für «Dodo»

«Endlich hat es geklappt», sagt Domenic Schneider überglücklich. Der Stooskranz fehlte ihm noch in seiner Bergkranzsammlung. «Fünf Mal habe ich hier oben um den Kranz geschwungen, aber es wollte und wollte einfach nicht klappen.» Auch am Sonntag lief nicht alles rund. Nach dem Mittagessen lag «Dodo» zweimal auf dem Rücken. Zuerst legte ihn Pirmin Reichmuth ins Sägemehl. Kurz darauf putzte ihm Lukas Bissig das Sägemehl vom Rücken. Entsprechend gross war die Freude nach dem Sieg im Schlussgang gegen Christian Bucher. Nicht dabei war sein Vater. Dieser schaute auf dem Hof von «Dodo» im thurgauischen Weiler Friltschen vorbei. «Nächste Woche darf er dafür in die Ferien», sagt er lachend. Vor einigen Jahren hat Schneider den Hof von seinem Vater übernommen.

Schlegel mit toller Geste

Erneut verpasst Werner Schlegel seinen Premieren-Sieg an einem Bergfest denkbar knapp. Bereits auf dem Brünig 2022 verlor der Toggenburger den Schlussgang. Gleiches ereignet sich auf dem Stoos. Gute Gründe, um nach dem gestellten Kampf gegen Samuel Giger enttäuscht aus dem Sägemehl zu stampfen. Doch Schlegel entscheidet sich für etwas anderes. Er packt seinen Bezwinger am Bein und hebt ihn gemeinsam mit Mario Schneider in die Höhe. Was für eine tolle Geste! 

Werner Schlegel (r.) trägt nach dem verpassten Festsieg Samuel Giger auf der Schulter.
Foto: keystone-sda.ch

Luzerner Talent jubelt nach schwieriger Nacht

Dass Fabian Scherrer am Sonntagabend den Stoos kranzgeschmückt verlässt, grenzt an ein kleines Wunder. «Ich hatte die ganze Nacht Migräne. Ab Mitternacht habe ich kaum mehr geschlafen», sagt der 21-Jährige aus Uffikon LU. «Am Morgen wusste ich nicht, wie ich hier schwingen soll.» Zumal der Kampf in der Höhe – der Stoos liegt auf 1305 Meter über Meer – noch anstrengender ist. Scherrer versuchte es. Nach dieser Nacht hatte er nichts mehr zu verlieren.

Und siehe da: Es klappte. Scherrer gewann den ersten Kampf. Im zweiten Gang wartete mit dem Eidgenossen und St. Galler Kantonalsieger Marco Good ein Spitzenschwinger. Doch auch diesen besiegte der Luzerner sensationell. «Zum ersten Mal konnte ich einen Eidgenossen bezwingen. Das war ein tolles Gefühl.» Die beiden Niederlagen gegen die Eidgenossen Martin Roth und Andreas Döbeli steckte er gut weg. Im letzten Gang gegen den Normalkranzer Michael Ulrich holte er sich den nötigen Sieg für das Eichenlaub. Scherrer ballte danach immer wieder die Fäuste. Die Freude ist ihm ins Gesicht geschrieben.

«Einen Bergkranz zu gewinnen, ist etwas ganz Besonderes.» Schon in den Wochen zuvor hatte er seine Klasse angedeutet. Alle drei Kantonalfeste schloss Scherrer, der diesen Frühling eine Zweitausbildung im Strassenbau abgeschlossen hat, auf einem Kranzrang ab. «Ich habe im Winter drei- bis viermal pro Woche geschwungen. Als Gefühlsschwinger brauche ich diese Stunden im Sägemehl.» Die harte Arbeit zahlt sich aus.

Fabien Scherrer jubelt über den Kranz, den er sich wegen seiner Migräne besonders erleiden musste.
Foto: KEYSTONE

Starke Reaktion von Pirmin Reichmuth

Matthias Sempach hatte eine Vorahnung: «Ich bin mir sicher, dass Pirmin die richtigen Schlüsse aus seinem Saisonstart zieht und auf dem Stoos eine richtig starke Reaktion zeigen wird.» So seine Worte im Blick. Nach dem ersten Gang schien es so, als hätte sich der König getäuscht. Reichmuth hatte im Duell mit Giger nicht den Hauch einer Chance. Es war der nächste Rückschlag in einer bisher schwierigen Saison für den Zuger. Seine Reaktion auf die Niederlage lässt die Innerschweizer hoffen. In der Folge besiegte der 1,98-Meter-Hüne alle seine fünf Gegner. Besonders beeindruckend war sein Sieg im vierten Gang gegen den bis dahin makellosen Domenic Schneider. Schliesslich beendete der Mann mit Schuhgrösse 49,5 das Fest als Zweiter.

Ist Pirmin Reichmuth wieder der Alte? Seine letzten fünf Gänge auf dem Stoos machen den Innerschweizern Hoffnung.
Foto: keystone-sda.ch
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