«Unfairer körperlicher Vorteil»
Welt-Schwimmverband verbannt trans Frauen

Trans Frauen, die schon die männliche Pubertät durchlaufen haben, verfügen über einen unfairen körperlichen Vorteil gegenüber weiblichen Athletinnen. Damit begründet der Weltschwimmverband ein eben erlassenes Verbot für trans Frauen, an Frauen-Wettkämpfen teilzunehmen.
Publiziert: 20.06.2022 um 03:33 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2022 um 10:03 Uhr
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Ein Bild, das die Gemüter erhitzte: Schwimm-Meisterin Lia Thomas (l.) auf dem Podest an den US-College-Meisterschaften.
Foto: Getty Images

Das Thema ist nicht neu im Sport, bislang hat noch kein Sportverband spezielle Regeln dazu erlassen: die Transgender-Debatte. Insbesondere trans Frauen im Sport sorgen regelmässig für Gesprächsstoff. Wie die US-Schwimmerin Lia Thomas (22). Die trans Frau hat sich einer Hormonersatz-Therapie, aber noch keiner Operation unterzogen. Und räumt bei Wettkämpfen konstant ab.

Thomas' Teilnahme am Frauenschwimmen hat jetzt zu einem Wendepunkt geführt: Der Weltverband des Schwimmsports meldet sich zu Wort – und hat eine Entscheidung getroffen, die gegen Thomas ausfällt.

Der Internationale Schwimmverband (Fina) gab am Wochenende bekannt, dass trans Frauen von Frauen-Wettkämpfen ausgeschlossen werden. Ein Türchen wird ihnen offen gelassen: wenn sie sich früh genug haben angleichen lassen.

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«Unfairer körperlicher Vorteil nach männlicher Pubertät»

Die Entscheidung erfolgt vor dem Hintergrund einer Debatte über die Transgender-Schwimmerin Thomas. Die 22-jährige US-Studentin, in deren Geburtsschein männlich steht, hatte im März als erste Transgender-Schwimmerin einen Titel bei College-Meisterschaften gewonnen. In der Leichtathletik sorgte der Fall der Südafrikanerin Caster Semenya (31) schon jahrelang für solche Debatten.

Die neue Fina-Regelung besagt, dass trans Frauen und auch -Männer weiterhin an Wettkämpfen ihres neuen, anderen Geschlechts teilnehmen können, wenn sie sich vor dem 12. Lebensjahr oder vor sexuellen Reifungszeichen der Pubertät haben angleichen lassen – je nachdem, was später eintritt.

Der Grund: Laut Fina stehe es ausser Frage, dass trans Sportlerinnen, die bereits die männliche Pubertät durchlaufen haben, einen unfairen körperlichen Vorteil gegenüber gleichgeschlechtlichen Frauen haben.

Keine Aufforderung zu noch früherem Geschlechtswandel

Der Verband begründet diese Schlussfolgerung mit mehreren Studien, Berichten und Präsentationen von drei Fachgruppen, die ihre Ergebnisse vorlegten. Demnach stimmten mehr als zwei Drittel der Fina-Mitglieder, die sich aus 152 nationalen Verbänden zusammensetzen, für diese Neuregelung.

Aus Fina-Kreisen verlautete dazu gegenüber der Nachrichtenagentur AP: «Es geht nicht darum, dass Menschen ermutigt werden, sich im Alter von 12 Jahren anzugleichen. Es geht darum, was die Wissenschaftler sagen, dass man einen Vorteil hat, wenn man sich nach Beginn der Pubertät umwandelt, was unfair ist.»

«Offene» Kategorie für Transgender-Athleten

Fina wartet für Betroffene mit einer weiteren Ausnahme auf: Schwimmen soll weltweit die erste Sportart mit einer «offenen Kategorie» für Transgender-Athleten bei Wettkämpfen werden. Dies kündigte der Präsident des Weltverbandes, Husain Al-Musallam, am Sonntag in Budapest am Rande der Schwimm-WM an.

«Ich möchte nicht», so Al-Musallam, «dass einem Athleten gesagt wird, er kann nicht an einem Wettkampf auf höchstem Niveau teilnehmen.» Er werde eine Arbeitsgruppe einsetzen, die eine offene Kategorie «bei unseren Wettkämpfen» einrichten solle. «Wir werden der erste Verband sein, der das tut.» (kes/AFP)

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