Auf einen Blick
- Weltmeister Ponti zeigte am Mittwoch an der Siegerehrung seine Gesangskünste
- Lange feiern konnte er die Medaille an der Kurzbahn-WM nicht
- Am Donnerstag qualifizierte er sich souverän für den nächsten Final
- Mit dieser einen Goldmedaille gibt er sich längst nicht zufrieden
Es war eine kurze Nacht für Noè Ponti: «Ich habe fünf oder sechs Stunden geschlafen, bin aber immer wieder aufgewacht.» Um acht Uhr sass der frisch gebackene Weltmeister bereits wieder im Bus. Um 10.20 Uhr startete er zum Vorlauf über 100 Meter Lagen und qualifizierte sich mit 51,67 Sekunden solid aber souverän für den Halbfinal am Abend. «Ich war etwas müde, aber werde mich jetzt gut erholen. Das wird schon.»
Und wie es wurde! Um 19.00 zeigte der Schweizer, wie hungrig er trotz des WM-Titels über 50 Meter Schmetterling auf weitere Erfolge ist. Ponti legte im Halbfinal mit 50,43 Sekunden eine Superzeit hin. Als Schnellster von allen steht er am Freitag im Final. Er blieb bloss vier Hundertstel über seinem eigenen Schweizer Rekord.
Ein Teufelskerl ist er auch ausserhalb des Schwimmbeckens. Ponti ist nicht nur Weltmeister, er ist auch ein Sprachgenie. Neben seiner Muttersprache kann er sich in vielen anderen fliessend unterhalten – so auch in Deutsch.
Hymne auf Deutsch gesungen
Als er im November in Magglingen in die Sportler-RS einrücken musste, lernte er den Schweizerpsalm. Wie eine Vorsehung gerade rechtzeitig, denn als er am Mittwochabend an der Kurzbahn-WM in Budapest auf dem Treppchen zuoberst stand und die ersehnte Goldmedaille um den Hals gehängt bekam, da musste er bereit sein, um die Hymne zum ersten Mal mitzusingen. Und er war es. «Es war nice», sagte er später. «Ich habe die Hymne auf Deutsch gesungen. Ein schönes Gefühl».
Danach stand noch die Dopingkontrolle und das Ausschwimmen an. Erst dann durfte er endlich seine Eltern in die Arme nehmen, die auf der Tribüne mitfieberten und mitjubelten.
Es läuft also beim Tessiner. Doch am Freitag kommt er arg in Zeitstress. Sollte er sich morgens im Vorlauf über 100 Meter Schmetterling für den Halbfinal qualifizieren, wovon man fest ausgehen kann, dann steht ihm am Abend ein Mammutprogramm bevor. Dann muss er innerhalb einer halben Stunde zuerst den Halbfinal über 100 Schmetterling schwimmen und dann quasi ohne Pause zum Final über 100 Meter Lagen starten. Das wird Kraft kosten.
Ponti, der Ruhepol
Der Weltmeister sagt dazu: «Es wird schwierig, aber ich nehme es, wie es kommt. Wir werden sehen.» Typisch Ponti. Sein Vorname bedeutet «Ruhe, Stille». Die Eltern wollten einen kurzen Namen, den man nicht abkürzen kann. Und weil Papa Mauro Lehrer ist, suchten sie sich einen ungewöhnlichen Namen aus, keinen, den schon ein Schüler trug. Damals wussten sie noch nicht, wie passend der Name sein würde. Noè Ponti ist stets cool, ruhig und besonnen. Auch in dieser Situation.
Klar ist, er wird sich auch mit dieser einen Goldmedaille zufriedengeben. Ponti ist extrem ehrgeizig und in einer beneidenswerten Form. Sportliche Ruhe wird er erst nach Budapest finden. Für ein paar Tage wenigstens. Denn nächstes Jahr wird er seine Trainingsintensität erhöhen. Nahziel sind die Langbahn-Weltmeisterschaften im Juli und August in Singapur. Danach beginnt bereits der Aufbau für 2028. Da peilt er sein Lebensziel an: Olympiagold.