Auf einen Blick
- Er war im Final der grosse Favorit
- Ponti hielt dem Druck souverän stand
- Nun ist er der erste Schweizer Schwimm-Weltmeister
- Der Geldregen nach Paris ist mehr als ein Trostpreis
Noè Ponti, der 23-jährige Schweizer Überschwimmer, warnte sich nach dem Halbfinalsieg, bei dem er mal so locker Weltrekord schwamm, gleich selber: «Man darf sich über 50 Meter Schmetterling keinen einzigen Fehler erlauben, dann ist die Zeit weg. Alles muss stimmen, vom Start bis ins Ziel.»
Und dann stand er im Final am Start: «Da war ich nervös, habe mir fast in die Hosen gemacht.» Doch er legte los, als gebe es kein Morgen: aggressiv, schnellkräftig, in der Tauchphase unvergleichlich gut und ohne ein einziges Mal Luft zu holen, schmetterte er einen Traumlauf ins schnelle Bassin von Budapest. Er schlug als neuer Weltmeister mit einer Wahnsinnszeit von 21,32 Sekunden an und liess seinen Emotionen endlich freien Lauf.
Einer unserer Grössten
Er, der stets so besonnen und kontrolliert ist, war erlöst, wie verwandelt. Im Interview gleich nach dem Lauf brach seine Stimme: «I'm happy!», sagte er. Und man merkte, wie gut es ihm tat, diesem enormen Druck als Favoriten standgehalten zu haben. Dieser Mann ist gigantisch, grandios, beeindruckend. Unbestritten einer der grössten Sportler, welche die Schweiz zu bieten hat.
In zwei Monaten schwamm er vier Kurzbahn-Weltrekorde über die 50 Meter Schmetterling: Beim Weltcup in Shanghai am 10. Oktober in 21,67 Sekunden. Am 2. November in Singapur in 21,50. In Budapest im WM-Halbfinal in 21,43. Und jetzt im Final in unfassbaren 21,32.
Man muss nicht verheimlichen, dass der vierfache Olympiasieger, der Franzose Léon Marchand, und der Ungar Kristof Milak, der in Paris über 100 Meter Schmetterling Gold gewann, in Budapest nicht am Start waren. Sie brauchten nach Olympia eine Pause, waren noch nicht bereit. Aber auch diese Giganten hätten es schwer gehabt, den entfesselten Tessiner zu stoppen.
Seit Olympia in Hochform
Ponti hat sich nach Paris eineinhalb Monate Pause gegönnt und ist danach voller Elan und neuer Ziele wieder ins Wasser gesprungen und hat den Weltcup in Asien in Topform bestritten und diese konserviert: Trotz Sportler-RS in Magglingen BE reiste er fit, mit viel Selbstvertrauen nach Ungarn. Nachdem er bereits zwei WM-Silber- und eine WM-Bonzemedaille gewonnen hat, war sein Ziel klar: Das Jahr als Weltmeister zu beenden.
Und nun ist er tatsächlich der erste Schweizer Schwimmer, der sich Weltmeister nennen darf. Und wird dafür auch reich belohnt. Rund 150'000 Franken nahm er bereits von seiner Asientour im Herbst mit nach Hause. In Budapest hat er schon mal drei Checks auf sicher. 50'000 Dollar (44'000 Franken) für die zwei Weltrekorde und 10'000 Dollar für den Doppelsieg beim Weltcup und der WM.
Viel mehr als ein Trostpreis
Ponti ist vor kurzem zum vierten Mal in Serie Tessiner Sportler des Jahres geworden und hat an der Asientour geglänzt, vier Weltrekorde geschwommen und ist Weltmeister geworden. Das ist viel mehr als ein Trostpflaster für die verpasste Medaille im Sommer bei den Spielen in Paris.
Und noch ist in Budapest nicht Schluss. Am Donnerstagmorgen steht für Ponti der Vorlauf über 100 Meter Lagen an, am Freitagmorgen der über 100 Schmetterling.