Darum gehts
- Beste Schweizer Reiter boykottieren neue «League of Nations»-Serie
- Kritik an Standortwahl und Ausschluss traditioneller Turniere wie St. Gallen
- Nur zwei Reiter aus den Top 25 der Weltrangliste starten in Abu Dhabi
Ihr Entscheid hat in der Pferdesportwelt hohe Wellen geschlagen: Swiss Equestrian gibt vor wenigen Tagen in seiner Vorschau auf die am Samstag startende League of Nations bekannt, dass die beiden Schweizer Aushängeschilder Steve Guerdat (42) und Martin Fuchs (32) diese erst 2024 neu geschaffene Serie nicht bestreiten werden. In der League of Nations treten die besten zehn Nationen der Welt gegeneinander an. Der Dachverband der Pferdesportler schreibt weiter, dass man den Wunsch der beiden Weltklassereiter nach ausführlichen Gesprächen akzeptiere.
Doch was ist da los? Man muss wissen: Die League of Nations (LLN) hat die traditionelle Nationenpreis-Serie ersetzt. Teil dieses Team-Wettbewerbs war seit 1978 auch der CSIO St. Gallen. Bis letztes Jahr. Da entschied sich der Weltverband FEI, trotz laufenden Vertrags bis 2027, das prestigeträchtige Turnier aus dem Nationenpreis-Kalender zu streichen. Dem grössten Freiluft-Pferdesportanlass der Schweiz drohen nun Probleme.
Dieser und weitere Beschlüsse der FEI stossen den beiden Springreitern Guerdat und Fuchs sauer auf. Denn St. Gallen wurde durch Gassin/St-Tropez (Fr) ersetzt. Weitere Stationen sind Abu Dhabi (VAE, 15. Februar), Ocala (USA, 22. März) und Rotterdam (Ho, 20. Juni). Es ist die Standortwahl, die Guerdat und Fuchs, für die die Nationenpreis-Springen sonst immer einen hohen Stellenwert haben, offen kritisieren.
«Ein Stink-Concours»
«Ich sehe es kritisch, dass die besten Traditionsturniere, die die Geschichte unseres Sports geprägt haben, im Kalender der LLN nicht berücksichtigt werden, um dafür Turniere zu unterstützen, die aus meiner Sicht wenig Zuschauer und Ansehen haben», lässt Fuchs via Swiss Equestrian verlauten. Für die weiteren Nationenpreise ausserhalb dieser Serie werde er der Schweizer Equipe zur Verfügung stehen.
Auch Guerdat findet deutliche Worte: «Das neue Produkt, das die FEI mit der League of Nations auf die Beine gestellt hat, kann ich nicht nachvollziehen.» Dass man St. Gallen nicht mehr wolle, sei das eine. «Wenn man denn einen besseren Ort gefunden hätte. Hätten sie zum Beispiel Fontainebleau, das sich auch beworben hat, als neue Etappe gewählt, würde ich sogar dahin laufen, um teilzunehmen.» 55 Kilometer südlich von Paris lebe die ganze Region für den Pferdesport. «Aber nicht in Gassin oder St-Tropez, das ist ein Stink-Concours, der kein Publikum anzieht und wo sich niemand für unseren Sport interessiert.»
Auch in Abu Dhabi bleiben die Tribünen meist leer. Dazu kommt, dass beispielsweise das Turnier in den Arabischen Emiraten diese Woche mitten in der Schlussphase der Qualifikation für den Weltcup-Final in Basel stattfindet. Und somit viele Spitzenreiter, die dafür noch Punkte brauchen, lieber beim letzten Quali-Turnier nächste Woche in Göteborg (Sd) starten. Das mässige Interesse widerspiegelt zudem der Fakt, dass bloss zwei Reiter aus den Top 25 der Weltrangliste am Samstag in Abu Dhabi vertreten sind.