Fünffacher Olympiasieger, achtmaliger Weltmeister und erster britischer Tour-de-France-Sieger der Geschichte. Der Palmarès von Bradley Wiggins (41) liest sich eindrücklich. Für seine Verdienste ist er von der Queen zum Ritter geschlagen worden.
Doch hinter dem erfolgsverwöhnten Sir Wiggins steckt eine bedrückende Vergangenheit. «Ich wurde von einem Trainer missbraucht, als ich jünger war, und ich habe das nie ganz akzeptiert», sagt er in einem Interview mit der Zeitschrift «Men’s Health UK».
Vater wurde ermordet
Statt sich jemandem anzuvertrauen, versuchte Wiggins «den Schmerz zu verbergen». Denn die Familienkonstellation habe nichts anderes zugelassen. Vater Gary, der ebenfalls Radprofi war, verliess die Familie, als Bradley gerade zwei Jahre alt war, und wurde 2008 in Australien ermordet aufgefunden. Und der Stiefvater «war gewalttätig zu mir und beleidigte mich, weil ich Fahrradausrüstung trug. Deshalb dachte ich, dass ich es ihm nicht sagen könnte», gibt der heute 41-Jährige preis.
Das hat dazu geführt, dass Wiggins von sich ein tristes Bild malt: «Ich war so ein Einzelgänger, habe mich isoliert. Ich war in vielerlei Hinsicht ein ziemlich seltsamer Teenager.» Dennoch glaubt er, dass all diese Widrigkeiten auch einen positiven Einfluss auf seine Karriere gehabt hätten.
Depressionen und Alkoholprobleme
Während ihm in seiner Kindheit kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde, änderte sich das mit den Erfolgen schlagartig. «Nach dem Sieg bei der Tour de France und dem Sieg bei den Olympischen Spielen war das Leben nicht mehr dasselbe», erzählt Wiggins.
Das Leben im Rampenlicht machte ihm schwer zu schaffen. «Ich wurde mit diesem Ruhm und dieser Bewunderung konfrontiert, die mit dem Erfolg einhergingen.» Er kämpfte mit Depressionen und Alkoholproblemen. «Ich wusste nicht, wer ich war.» Deshalb habe er eine Art Rockstar-Fassade um sich gebaut.
2016 beendete Wiggins mit 36 Jahren seine Karriere. Heute ist er als Kommentator für Eurosport immer noch mit dem Radsport verbunden. Um eine weitere Depression vorzubeugen, hält sich der Brite an einen strukturierten Tagesablauf. «Ich brauche Routine. Ich trainiere täglich und versuche, nicht zu viel trinken». (cef)