Schweizer Youngster und Schweizer Teams zeigen sich
62 Jahre nach seinem Grossvater: Van der Poel gewinnt Klassiker

Mathieu van der Poel (28) gewinnt erstmals Mailand–Sanremo. Speziell: 1961 hatte sein Grossvater, Raymond Poulidor, ebenfalls auf der Via Roma triumphiert. Der Neuenburger Alexandre Balmer (22) ist der auffälligste Schweizer.
Publiziert: 18.03.2023 um 19:30 Uhr
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Der Schweizer Alexandre Balmer (vorne) reisst bei Mailand–Sanremo früh aus. Er ist 251 Kilometer lang an der Spitze vertreten.
Foto: freshfocus
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Mathias GermannReporter Sport

Es ist das erste grosse Rad-Rendez-vous der Saison: Auf den 294 Kilometern von Mailand nach Sanremo wird der erste Klassiker-Sieger der Saison gesucht. Sechs Schweizer starten zur Primavera, wie das Frühlingsrennen in Richtung ligurischer Küste genannt wird. Dass keiner gewinnen wird, ist schon vor dem Start sicher. Denn: Das Rennen entspricht wegen der meist flachen Strassen nicht den Qualitäten der derzeit besten Radgenossen. Dennoch ist die Schweizer Flagge schon früh und lange im Rennen vertreten – und dies ganz vorne!

Alexandre Balmer, der 22-jährige Rad-Tausendsassa aus La Chaux-de-Fonds, reisst mit acht Fluchtkollegen früh aus. Balmer? Genau, er wurde 2018 Junioren-Weltmeister im Mountainbike. Und auch heute noch fährt er – neben seinem Engagement auf der Strasse – auf dem Bike. «Am Start eines Rennens fühle ich mich wie ein Löwe. Es zählt nur der Sieg. Wenn ich mich dafür komplett auskotzen muss, tue ich es», erzählte er Blick einst. Genau das macht Balmer.

Bei der Flucht an seiner Seite ist zwar kein weiterer Landsmann, aber zwei Vertreter der neuen Schweizer Radsportteams. Bei Tudor, der Mannschaft von Besitzer und Geburtstagskind Fabian Cancellara (42), kämpft Aloïs Charrin (22). Und beim zweiten helvetischen Team, Q36.5, pedalt Negasi Haylu Abreha, ein 22-jähriger Äthiopier.

Wie der Grossvater, so der Sohn

27 Kilometer vor dem Ziel ist die Herrlichkeit der Fluchtgruppe dann vorbei. Wer wird gewinnen? Es ist Mathieu van der Poel (28), der den Grosskampf auf der Kuppe des Poggio eröffnet und ausreisst. Er kommt weg. Rasch stellt sich die Frage: Wird der Holländer, 62 Jahre nach seinem Grossvater, dem Franzosen Raymond Poulidor (1936–2019), erstmals Mailand–Sanremo gewinnen? Er schafft es. Dank seiner Klasse, aber auch dank seines Muts in der Abfahrt. Auf der Via Roma, der Zielgeraden von Sanremo, geniesst Van der Poel seinen Solo-Sieg.

Übrigens: Auch Van der Poel ist, wie Balmer, ein exzellenter Mountainbiker. Und Quer-Fahrer obendrauf. Nach der Flandern-Rundfahrt (2020 und 2022) hamstert er das nächste Monument des Radsports.

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