Der erste Reflex? Freude! Es geht was im Schweizer Frauen-Radsport. Die Frauen bekommen auch endlich eine Tour de Suisse. Am Samstag, 5. Juni wird es in Frauenfeld nun definitiv losgehen mit der Tour de Suisse Women. Am Tag vor dem Rennen der Männer also.
Der zweite Reflex? Skepsis und Enttäuschung. Denn schon am Sonntag, 6. Juni ist Schluss. Wenn die Männer loslegen und das Rad-Interesse so richtig gross ist im Land, kommen die Räder der Frauen schon wieder in den Keller.
Schade. Aber (noch) kein Problem – da sind sich alle einig. Fahrerinnen wie Elise Chabbey und Marlene Reusser freuen sich sowieso, ihre Künste auch mal innerhalb der Landesgrenzen zeigen zu können. Zumal die Mini-Tour auch im TV übertragen werden soll.
Auch Marisa Reich, Vorsitzende der Organisation «She Sports Switzerland», die sich für Gleichstellung von Frauen und Männern im Sport einsetzt, sieht kein Problem: «Das reicht zwar definitiv nicht, aber es ist ein Anfang. Und das Ziel ist es, im nächsten Jahr dann eine Tour zu haben, die den Namen auch verdient.»
300'000 Franken fehlen
Es sei wichtig für den Sport, dass jetzt ein Zeichen gesetzt wird. Und genau das sei diese erstmalige Durchführung der Frauen-TdS. «Es ist schwierig, die Gelder zusammen zu bekommen für einen solchen Anlass. Umso wichtiger ist es, dass die Organisatoren und der Verband auch ins Risiko gehen, ohne dass die vollständige Finanzierung steht», sagt Reich.
In den Finanzen liegt das Problem. Denn noch ist nicht alles gedeckt. In der Medienmitteilung ist von 300’000 Franken die Rede, die nur schon für zwei Etappen fehlen. Helfen sollen Bundesgelder, die nach der Absage wegen Corona nicht für die Rad-WM 2020 in Aigle-Martigny benötigt wurden und im Radsport umverteilt werden sollen – zur Förderung von Frauen und Nachwuchs. Doch noch weiss man nicht genau, wie gross dieser Batzen sein wird.
Mindestens fünf Etappen und World-Tour-Status
So oder so bleibt es 2021 bei einem Kurzauftritt der Frauen. Künftig soll aber eine richtige Tour her. Mindestens fünf Etappen seien geplant. Und man will eine Klassifizierung auf höchster internationaler Rennstufe, der Women‘s WorldTour.
Die schnelle Entwicklung schon auf 2022 ist dabei mindestens genauso wichtig wie die Lancierung nun. «Nächstes Jahr braucht es dann eine adäquate Frauen-Tour zur gleichen Zeit wie die Männer. Die Tour de Suisse Women darf kein Randprogramm sein», ist Reich überzeugt.
Der Traum: Eine Tour de Suisse für Athletinnen und Athleten, in der es parallel Rennen für Frauen und Männer gibt. Gleichwertig. Reich: «Wir machen kleine Schritte. Es kann nicht sofort alles gleichauf sein, aber es muss langsam vorangehen.» Etappe für Etappe.
Elise Chabbey
«Die traditionelle Männer Tour de Suisse ist gut verankert und bekannt in der Schweiz. Davon kann nun der Frauenradsport profitieren. Deshalb bin ich hochmotiviert, an der Frauen-Edition der Landesrundfahrt hierzulande teilzunehmen! Es ist mir eine Ehre zu den ersten Frauen zu gehören, welche an dieser neuen TdS Women starten werden, erst recht als Schweizer Meisterin in meinem Ländertrikot.»
Marlen Reusser
«Ich bin überzeugt, dass mit einem Event wie der TdS Women, viele junge Frauen und Mädchen für die Faszination Radsport gewonnen werden. Ich denke, dies ist die Basis, um den Frauenradsport richtig in Schwung zu bringen.»
Elise Chabbey
«Die traditionelle Männer Tour de Suisse ist gut verankert und bekannt in der Schweiz. Davon kann nun der Frauenradsport profitieren. Deshalb bin ich hochmotiviert, an der Frauen-Edition der Landesrundfahrt hierzulande teilzunehmen! Es ist mir eine Ehre zu den ersten Frauen zu gehören, welche an dieser neuen TdS Women starten werden, erst recht als Schweizer Meisterin in meinem Ländertrikot.»
Marlen Reusser
«Ich bin überzeugt, dass mit einem Event wie der TdS Women, viele junge Frauen und Mädchen für die Faszination Radsport gewonnen werden. Ich denke, dies ist die Basis, um den Frauenradsport richtig in Schwung zu bringen.»