Jetzt soll der Bund überbrücken
WM-Bosse blockieren die neue Tour de Suisse der Frauen

Wenn es die Corona-Situation erlaubt, soll es im Juni zur Rad-Revolution kommen. Neben der Tour de Suisse der Männer sollen auch die Frauen starten. Zwar nur auf zwei Etappen, aber auch dieser Mini-Event steht auf der Kippe.
Publiziert: 01.04.2021 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 27.04.2021 um 14:21 Uhr
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Marlen Reusser: Für die Schweizer Rad-Fahrerin wäre die Tour de Suisse der Frauen ein Highlight.
Foto: Ulf Schiller/freshfocus
Matthias Dubach

Die Zeit ist reif für eine Tour de Suisse der Frauen! So lautet die klare Botschaft der Tour-de-Suisse-Organisatoren um Direktor Olivier Senn an einer virtuellen Pressekonferenz, bei der auch aus den USA unser Mountainbike-Star Jolanda Neff zugeschaltet ist. Neff: «Bei uns Bikern oder im Tennis bei den Grand Slams ist es normal, dass Männer und Frauen am gleichen Event dabei sind. Aber im Radsport auf der Strasse hinken die Frauen extrem hinterher. Das muss sich ändern.»

Deshalb will Swiss Cycling neben Aktionen wie dem Frauenförderprogramm «Fast & Female» schon diesen Juni neben der Tour de Suisse der Männer auch erstmals seit 2001 wieder eine «Tour de Suisse Women» durchführen.

Mini-Event mit zwei Etappen

In Zukunft womöglich als Rundfahrt im Männer-Umfang, dieses Jahr zunächst als Mini-Event mit zwei Etappen rund um Frauenfeld: Start am Samstag (5. Juni), einen Tag vor dem Männer-Auftakt – dann der Frauen-Schlusstag am Starttag der Männer.

Doch gleichzeitig mit der Revolutions-Ankündigung einer neuen Frauen-Tour schlägt Swiss Cycling Alarm. Die Finanzierung steht noch nicht, die Sponsorensuche läuft. Tour-Direktor Senn: «Für einen zweitägigen Event gehen wir von einer halben Million Franken aus.»

Das Absurde: Das Geld wäre eigentlich vorhanden. Und zwar bei Weltverband UCI für die im September 2020 wegen Corona abgesagten Rad-WM in Aigle/Martigny. Die WM-Bosse erhielten für die Titelkämpfe 5 Mio. vom Bund. Jetzt muss dieses Geld gesetzesbedingt zurückgezahlt werden – zumindest der ungebrauchte Teil.

Das Geld liegt noch beim WM-OK

Aber es kommt zu Verzögerungen bei der Rückzahlung. Swiss-Cycling-Geschäftsführer Thomas Peter: «Geplant war, mit dem OK von Aigle/Martigny bis im Januar alles abgeschlossen zu haben. Nun haben wir vor zwei Wochen nach mehrfacher Anfrage eine Abrechnung gekriegt, die man hinterfragen muss.»

Um welche Summe es geht, bleibt offen. Aber klar ist: Das OK von Aigle/Martigny blockiert die Mittel, die es für die Frauen-Tour braucht. Deshalb soll jetzt der Bund helfen. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr hat eine Motion eingereicht, dass der Bundesrat 2021 für die Tour de Suisse der Frauen eine Defizitgarantie von 200'000 Franken übernimmt. Quasi als Überbrückung, weil eben das WM-Geld noch nicht geflossen ist. Peter: «Wir verlangen nicht neues Geld vom Bund.»

Auch Grünen-Nationalrätin Aline Trede steht hinter der politischen Forderung, sie sagt an der Pressekonferenz: «Dieses Geld wurde für den Radsport gesprochen. Jetzt soll es im Radsport bleiben.»

Schon am Mittwoch erhoffen sich das politisch-sportliche Gremium, dass Bundesrätin Viola Amherd im Zeichen der Gleichberechtigung den Weg zur Frauen-Tour frei macht. Doch reicht die Zeit überhaupt noch bis im Juni? Tour-Direktor Senn: «Als erfahrener Veranstalter sind wir absolut in der Lage, in kurzer Zeit das Frauen-Rennen auf die Beine zu stellen!»

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