Auf einen Blick
- Küng und Hirschi in Topform vor der Heim-WM
- Hirschi gewann drei Rennen in Folge
- Schmid war 479 Kilometer in Ausreissergruppen unterwegs
Sie ballen die Faust, jubeln und strahlen: Stefan Küng (30) und Marc Hirschi (26). Das Schweizer Velo-Duo hat einen perfekten Sonntag hinter sich. Während Küng beim Vuelta-Zeitfahren der Stärkste ist, schlägt Hirschi beim GP Industria & Artigianato in Italien zu – er gewinnt solo. Damit unterstreichen beide vor der Heim-WM (21. bis 29. September) ihre tolle Form. Und auch Mauro Schmid (24) ist gut drauf: Er hat in drei Vuelta-Wochen fünf Top-7-Platzierungen gehamstert. Was heisst das nun für die Titelspiele in Zürich? Blick ordnet die Leistungen ein.
Stefan Küng: In Zürich weht ein anderer Wind
Ein Sieg bei einer Grand Tour? Küng musste zehn Jahre und 225 Etappen warten. Nun hat es endlich geklappt. Küng gewinnt nach 24,6 km, holt auf den fast flachen Kilometern 30 Sekunden auf Vuelta-Sieger Primoz Roglic (34, Sln) heraus. «Diesen Sieg habe ich lange gejagt. Oft war ich nahe dran, geklappt hat es nie. Ich bin erleichtert», sagt er.
Küng hat diesen Sieg fraglos verdient. Fakt ist aber auch: Im Gegensatz zu den Vuelta-Besten im Gesamtklassement konnte er sich in den Tagen vor dem Zeitfahren schonen. Und bei der WM wird die Konkurrenz ungleich härter sein. Dann muss sich Küng gegen Top-Shots wie Remco Evenepoel (24, Be), Tadej Pogacar (25, Sln) und Filippo Ganna (28, It) behaupten.
Noch ist es nicht so weit. Am Mittwoch will Küng zuerst seinen dritten EM-Zeitfahrtitel holen. «Und in zwei Wochen werde ich natürlich auch an der WM alles geben, um eine Medaille zu holen.»
Marc Hirschi: Er ist einer der WM-Favoriten
Weltmeister wurde der Berner bereits einmal – 2018 in der U23-Kategorie. Nun will Hirschi bei der Elite zuschlagen. Ob es klappt? Wie bei Küng gilt: Die Konkurrenz in Zürich wird riesig sein. Aber erstens ist Hirschi in bärenstarker Form und zweitens ist ihm der wellige Parcours des Strassenrennens (273 Kilometer, 4470 Höhenemter) wie auf den Leib geschneidert.
Nun wird manch ein Nörgler einwenden: Hirschis letzter Sieg bedeutet nichts, hat er ihn doch bei einem Zweitklasse-Rennen errungen. Hat was. Aber: Davor gewann der künftige Tudor-Fahrer die Bretagne Classic und in San Sebastian – zwei Hausnummern. Seine Bilanz im letzten Monat: Drei Rennen, drei Siege – Hirschi ist so stark wie noch nie. «Ich fühle mich super», sagt er.
Mauro Schmid: Der Joker hat Blut geleckt
Wer den TV während der Vuelta in den letzten drei Wochen einschaltet, dürfte das rote Schweizer-Meister-Trikot mit weissen Kreuz gesehen haben. Schmid war während 479 Kilometern in Ausreissergruppen oder alleine unterwegs – er versuchte alles, um eine Etappe zu gewinnen. Seine Top-Platzierungen? 7, 4, 2, 2, 5.
Keine Frage: Schmid ist heiss – auch auf die WM. «Die Strecke in Zürich liegt mir sehr gut», sagt er. Und: «Wir Schweizer wollen im Strassenrennen nicht nur mitfahren, sondern es gestalten.» Und wer weiss: Womöglich konzentrieren sich viele Nationen so stark auf Hirschi, dass Lokalmatador Schmid zum lachenden Dritten wird.