Jahrestag des Olympia-Triumphes
Was ist für die drei Mountainbike-Heldinnen geblieben?

Am 27. Juli 2021 haben Jolanda Neff (29), Sina Frei (25) und Linda Indergand (29) mit ihrem Mountainbike-Dreifachsieg in Tokio Sportgeschichte geschrieben. Was ist davon geblieben? Was hat sich verändert? Die drei Olympia-Heldinnen nehmen zum Jahrestag Stellung.
Publiziert: 27.07.2022 um 00:33 Uhr
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Aktualisiert: 27.07.2022 um 15:09 Uhr
  • Neff: «An Tokio denke ich nicht so oft zurück»
  • Frei: «Auf der Strasse werde ich öfters angesprochen»
  • Indergand: «Die persönlichen Erwartungen sind gestiegen»
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Luftsprünge in Tokio: Silbermedaillen-Gewinnerin Sina Frei (l.), Olympiasiegerin Jolanda Neff (M.) und die drittplatzierte Linda Indergand.
Foto: PETER KLAUNZER
Marcel Allemann

Der Olympia-Dreifach-Triumph von Tokio ist genau ein Jahr her. Wie präsent ist dieses unglaubliche Rennen noch heute bei Euch im Alltag?
Jolanda Neff: Für mich ist immer das nächste Rennen das wichtigste. Ich denke daher nicht so oft an das Rennen in Tokio zurück. Eher noch an die Vorbereitung, meine Einstellung, meine Entschlossenheit und das gute Gefühl auf der Strecke. An all das erinnere ich mich sehr gerne.
Sina Frei: Es ist nicht mehr so, dass es jeden Tag voll präsent ist. Aber es gibt immer wieder Momente, an denen ich mich gerne ans Rennen in Tokio zurückerinnere. Wenn ich beispielsweise Bilder von Japan sehe oder wenn ich darauf angesprochen werde.
Linda Indergand: Ich denke schon noch ab und zu daran zurück, aber nicht mehr jeden Tag wie noch damals, als alles noch frisch war. Damit konfrontiert werde ich im Alltag immer wieder. Etwa wenn ich bei den Rennen an der Startlinie stehe und als Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele angekündigt werde.

Was hat sich durch den Dreifach-Triumph und Ihre persönliche Olympia-Medaille bei Ihnen verändert?
Neff: Gleich nach Olympia ging für zwei Monate alles durch die Decke. Die Anfragen haben auch danach nicht nachgelassen. Ich hätte fast jeden Abend eine Einladung für eine Veranstaltung annehmen können. Im Alltag gab es unzählige schöne Erlebnisse, als mir Leute gratuliert haben. Ganz viele haben mir erzählt, sie hätten das Rennen live geschaut und ihnen wären beim Interview die Tränen gekommen. Es war überwältigend, wie oft das vorkam und wie sehr die Leute es mit ganzem Herzen gemeint haben.
Frei: Wir erhielten damals extrem viele Einladungen für Events. Auch auf der Strasse werde ich seither öfters angesprochen, in der ersten Woche nach dem Rennen war das fast schon permanent der Fall. Mein Bekanntheitsgrad ist sicher gestiegen und ist für mich die grösste Veränderung. Und natürlich hatte unser Dreifachsieg auch auf den ganzen Mountainbike-Sport in der Schweiz einen positiven Einfluss.
Indergand: Unmittelbar nach der Rückkehr haben mich viele Leute darauf angesprochen, etwa beim Einkaufen. Das hat in der Zwischenzeit aber nachgelassen. Bezüglich Sponsoring konnte ich eine schöne Zusammenarbeit mit Geberit eingehen, wo es auch zu einem coolen Videodreh kam. Aber es ist nicht so, dass 100 Sponsoren Schlange stehen. Daneben gab es mehr Einladungen für Events als zuvor, die Medienanfragen sind ebenfalls gestiegen und ich habe mehr Fanpost erhalten.

Wie erleben Sie nach dem Olympia-Medaillengewinn den Renn-Alltag? Wirkt sich dieser inspirierend und motivierend aus oder verspüren Sie dadurch auch eine gesteigerte Erwartungshaltung und mehr Druck?
Neff: Die Messlatte für meine Leistungen war schon vor Olympia hoch, daher denke ich, dass die Goldmedaille zu keiner gesteigerten Erwartungshaltung geführt hat. Für mich spielt es keine Rolle, ob ich jetzt Olympia gewonnen habe oder ein anderes Rennen – ich fahre einfach gerne Rennen und geniesse jedes Rennen, das ich fahren kann.
Frei: Für mich ist es vor allem eine grosse Motivation und auch eine Bestätigung. Den Druck mache ich mir schlussendlich selber. Ob andere diesen machen oder nicht, muss mir egal sein. Ich bin aber vor allem auch stolz, in einer jungen Karriere bereits so etwas Grosses erreicht zu haben. Umso mehr, da es meine ersten Olympischen Spiele waren und ich überhaupt keine Erfahrungswerte hatte, was da auf mich zukommt.
Indergand: Es ist eine Mischung. Ein solcher Erfolg wirkt sich natürlich sehr motivierend aus, etwa für das Wintertraining. Aber natürlich steigen dadurch auch die persönlichen Erwartungen. Man will zeigen, dass man fähig ist, immer wieder gute Rennen abzuliefern. Kurzzeitig spürt man auch mehr Respekt von der Konkurrenz. Doch letztlich fängt jedes Rennen immer wieder bei Null an und man muss sich immer wieder neu beweisen. So gesehen ist alles genau gleich wie vorher.

Es steht ein spektakulärer Mountainbike-August mit EM und WM bevor. Einen Podestplatz gab es im olympischen Cross Country in dieser Saison noch keinen für Euch. Träumt Ihr trotzdem von einer weiteren Medaille?
Neff: Wenn Du aufhörst zu träumen, hörst Du auf zu leben. Darum… ja klar träume ich von einer Medaille. Mein Formstand war dieses Jahr schon zweimal richtig gut und jedes Mal wurde ich krank… Nun hoffe ich, meine Form wird ein drittes Mal richtig gut und ich kann gesund bei den Meisterschaften starten.
Frei: Die EM und die WM sind mein Saisonziel. Leider sind die Vorbereitungen nicht ganz optimal für mich verlaufen. Vor dem Weltcup in Lenzerheide hatte ich Magen-Darm-Probleme, zuletzt war ich krank und musste das Höhentraining absagen. Trotzdem werde ich alles dafür geben, um an der EM und WM in Topform am Start zu stehen. Ich hoffe, dass ich es nun überstanden habe, mich voll und ganz aufs Training fokussieren und nochmals einen Schritt machen kann.
Indergand: Nach dem Weltcup in Andorra hatte ich einen positiven Corona-Test. Deshalb muss ich nun die zwei bevorstehenden Weltcups in den USA und Kanada auslassen, bekomme dafür eine so nicht eingeplante Erholungsphase und hoffe, dass ich dann an der EM und WM in Topform bin. Und klar: Da möchte ich gerne wieder ganz vorne dabei sein.

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