Zwei Tage nach seiner Machtdemonstration in der Königsetappe können Tadej Pogacar zu Beginn der letzten Giro-Woche auch Regen und Kälte nichts anhaben. Der Slowene lässt kurz vor dem letzten Kilometer der Schlusssteigung nach St. Christina in Gröden seine Konkurrenten zum wiederholten Mal stehen und erreicht das Ziel als Solist. Damit ist Pogacar nach dem Belgier Freddy Maertens 1977 erst der zweite Fahrer, der bei seinem Debüt an der Italien-Rundfahrt fünf Etappensiege einfahren kann.
Mit dem 75. Sieg seiner Karriere baut Pogacar seinen monströsen Vorsprung im Gesamtklassement weiter aus. Der Dominator aus dem Team UAE Emirates liegt fünf Tage vor Schluss über sieben Minuten vor dem Kolumbianer Daniel Martinez, der das Ziel am Dienstag als Etappen-Dritter erreicht und damit in der Gesamtwertung am Waliser Geraint Thomas vorbeizieht.
Etappe verkürzt durchgeführt
Der Tag hatte zunächst chaotisch begonnen. Aufgrund der tiefen Temperaturen und anhaltendem Schneefall hatten die Fahrer gedroht, nicht an den Start zu gehen. Schliesslich lenkten die Organisatoren ein und verkürzten die Etappe auf gut 118 km. Die Überquerung des 2498 Meter hohen Umbrail-Passes wurde gestrichen. Dieser war erst in der vergangenen Woche anstelle des 2758 Meter hohen Stilfser Jochs in die Route aufgenommen worden, da dort Lawinengefahr herrschte.
Am Mittwoch folgt nach einer kurzen, aber intensiven Bergetappe durch die Dolomiten die letzte von sechs echten Bergankünften dieses Giros. Kaum einer der 159 km nach dem Start in Wolkenstein in Gröden verläuft flach. Insgesamt muss das Peloton über fünf kategorisierte Anstiege 4100 Höhenmeter bewältigen, ehe nach dem 11,8 km langen Schlussanstieg zum Passo Brocon der Tagessieger feststeht.