Ab 2023 wird die Schweiz im Radsportzirkus wieder mit einem Team vertreten sein. Das hat Fabian Cancellara in Lausanne höchstpersönlich verkündet. Tudor Pro Cycling heisst die Equipe, die der letzte Schweizer Rad-Star leiten wird. Mit Blick hat Cancellara über seine Ambitionen und seine Ziele gesprochen sowie über sein Verhältnis zu Marc Hirschi.
Fabian Cancellara, was bedeutet es für die Schweiz, nach sechs Jahren wieder ein Radsport-Team auf Profi-Stufe zu stellen?
Es ist ein grosser Tag für die Schweiz und für den Schweizer Radsport. Wir erhoffen uns durch diesen Schritt, dass unser Sport einen grösseren Stellenwert in der Gesellschaft erhält und der Nachwuchs davon profitieren kann.
Was sind die Pläne mit Tudor Pro Cycling?
Das Team ist ambitiös. So wie auch ich es bin – klar. Aber es braucht Zeit und Geduld. Denn wenn man zu schnell wächst, fliegt man vielleicht ganz schnell wieder nach unten.
Ist ein fixer World-Tour-Platz das Ziel?
Ich sage nicht nein. Aber ich sage auch nicht Ja. Man weiss nie, was passiert. Es ist auch eine finanzielle Frage.
Was bedeutet dieser Schritt für Sie persönlich?
Ich habe 2016 in Rio de Janeiro mein letztes Kapitel meiner Profi-Karriere geschrieben. Dieses Spitzensportler-Buch von mir ist inzwischen in der Bibliothek. Jetzt habe ich ein neues Buch aufgeschlagen. Und an einem solchen Projekt zu arbeiten, das jetzt Realität geworden ist, ist ein Freudentanz.
Wie sieht Ihre Rolle in diesem neuen Team aus?
Ich bin kein Sportlicher Leiter und ich bin kein Trainer. Ich bin Inhaber. Für mich ist wichtig, dass ich die richtigen Akzente im Team setze. Man muss die richtigen Leute an der richtigen Stelle einsetzen. Das hab ich in den letzten Jahren mit unterschiedlichsten Aufgaben gelernt.
Sie sind künftig also nicht in einem Begleitfahrzeug zu sehen?
Nein, ich werde nicht im Auto sitzen und dem Sportlichen Leiter reinpfuschen. Wenn es wichtig ist, etwas zu sagen, dann mache ich das. Aber ich will nicht im Auto sitzen, dem Sportlichen Leiter meine Meinung aufhalsen, das Team durcheinander bringen und dann gewinnen wir nicht. Darum werde ich das zu 100 Prozent nicht tun.
Sind die ersten Verhandlungen mit Fahrern und Managern schon gestartet?
Das Wichtigste ist das Heute. Ich kann jetzt rausgehen und darüber sprechen. Die vergangenen Monate konnte ich das nicht tun. Das war schwer für mich. Aber nun ist die Botschaft raus und ich kann mit Freund und Feind über unser Unterfangen sprechen.
Was bedeutet diese Ankündigung für ihre Rolle als Manager von Marc Hirschi?
Marc ist mein Nachbar – mehr muss ich nicht sagen. Mein Verhältnis zu ihm wird sich nicht ändern.
Versuchen Sie nicht, ihn vom neuen Projekt zu überzeugen?
Marc ist in seinem Team (UAE Emirates, d. Red.) zufrieden und glücklich. Das ist, was ich will. Ich bin der Letzte, der sagt: «Du musst zu uns wechseln.» Am Ende des Tages bringt es sowohl mir als auch ihm nichts. Eine solche spezielle Beziehung, die uns verbindet, zerstört man nicht einfach so. Ich will meine Professionalität und Authentizität beibehalten und daher wird diese neue Rolle keinen Keil zwischen uns treiben.