Was für ein Drama auf der Lenzerheide! Nino Schurter ist auf dem besten Weg, Weltcupsieg Nummer 34 ausgerechnet zu Hause in Lenzerheide zu holen. Doch kurz vor Schluss ist abseits der Kameras zwischen ihm und Verfolger Mathias Flückiger etwas passiert, sie fallen zurück. Am Ende heisst der Sieger Luca Braidot.
Alle fragen sich: Was ist geschehen? Nino Schurter erklärt nach dem Rennen gegenüber SRF: «Im letzten Wald konnte ich Math überholen. Er hat dann versucht zu überholen, wo es einfach nicht geht. Er hat mich einfach abgeschossen.»
Natürlich kommen hier die Erinnerungen an die letztjährige WM hoch, als Schurter Flückiger im letzten Moment den Sieg abjagt. «Ich kann es nur so interpretieren, dass er es vom letzten Jahr immer noch nicht verkraftet und mich so einfach abgeschossen hat. Ich verstehe es nicht.»
Die Emotionen kochen noch im Zielraum hoch, Schurter brennen kurz die Sicherungen durch. Er kommt kurz nach Flückiger an, rempelt ihn zu Boden und fährt ihn stinksauer an: «Du bist nicht normal!» «Hey, anständig bleiben», versucht jemand, die Situation zu entschärfen. Der 36-Jährige trottet ausgelaugt ins Teamzelt, vergräbt das Gesicht in den Händen.
«So etwas darf nicht passieren»
Am Ende bleibt beim Bündner nur die bittere Enttäuschung über den verpassten und sicher geglaubten Sieg. Statt dem Rekordtriumph gibts für den Lokalmatadoren nur Leder. «Wir sind bei einem Weltcup in der Schweiz, Erster und Zweiter ... so etwas darf nicht passieren.»
Auf den Vorfall angesprochen, versucht der drittplatzierte Berner abzuwiegeln: «Ich würde sagen, es ist einfach Rennen. Überholmanöver von mir und Nino haben wir letztens auch genug gesehen. Dieses Mal hats halt ‹geklöpft›». Auch er sei kurz vorher von Schurters Angriff an einem Ort, «an dem ich es nicht erwartet hätte», überrascht worden. «Er hat mich letztes Jahr gelehrt, wie man überholt und wie frech man fahren darf.»
Für den amtierenden Gesamtweltcupsieger gehört dies zum Business. «Es ist nicht das erste Mal in der Geschichte des Mountainbikens, dass man umfällt. Das gibt es. Es ist schade, aber nächste Woche geht es weiter.» Den Frust seines Konkurrenten könne er verstehen, da auch er gerne gewonnen hätte. Aber: «Ich schenke ihm nicht extra einen Sieg, nur weil er ihn erwartet. Wir müssen beide darüber schlafen. Ich war auch gefrustet vor einem Jahr. Ich glaube, er kommt auch darüber hinweg.»
Grosses Publikum, exzellente Stimmung, kaum Ausschweife: Die Mountainbike-Rennen in Lenzerheide sind eine Erfolgsgeschichte, wie auch die 27'000 Zuschauer an der diesjährigen Ausgabe belegen. Ob der Weltcup 2023 nach Graubünden zurückkehrt, ist indes offen. Die Organisatoren wollen weitermachen, weil aber das Wallis als Ausrichter der WM 2025 Weltcup-Erfahrung vorweisen muss, könnte es nationale Konkurrenz bereits für den Kalender im kommenden Jahr geben. Hinzu kommen Unwägbarkeiten, weil die Vermarktung des Mountainbike-Weltcups auf die nächste Saison von Red Bull zu Discovery Sports wechselt und über die Pläne des künftigen Broadcasters noch nicht viel bekannt ist.
Grosses Publikum, exzellente Stimmung, kaum Ausschweife: Die Mountainbike-Rennen in Lenzerheide sind eine Erfolgsgeschichte, wie auch die 27'000 Zuschauer an der diesjährigen Ausgabe belegen. Ob der Weltcup 2023 nach Graubünden zurückkehrt, ist indes offen. Die Organisatoren wollen weitermachen, weil aber das Wallis als Ausrichter der WM 2025 Weltcup-Erfahrung vorweisen muss, könnte es nationale Konkurrenz bereits für den Kalender im kommenden Jahr geben. Hinzu kommen Unwägbarkeiten, weil die Vermarktung des Mountainbike-Weltcups auf die nächste Saison von Red Bull zu Discovery Sports wechselt und über die Pläne des künftigen Broadcasters noch nicht viel bekannt ist.