Marco Pantani (†34) wurde von den italienischen Rad-Fans liebevoll «Il Pirata» genannt. Pirat, weil er in seiner glorreichen Karriere oft mit einem Kopftuch unterwegs gewesen ist. Der Übername passt auch zu den Kontroversen in seinem Leben. Bis heute stellt sich die Frage, ob der am Valentinstag 2004 mit einer Überdosis Kokain tot aufgefundene Radprofi wirklich Selbstmord begangen hat.
Seine Mutter hat sich der Suche nach der Wahrheit verpflichtet. Tonina Pantani investierte ihr Geld nach Marcos Tod in private Ermittler und Anwälte, um Gerechtigkeit zu erlangen. Dass ihr Sohn wegen seiner wilden Karriere an Depressionen litt, auf harte Drogen zurückgriff und am Ende zerbrach, kann sie nicht glauben.
Giro-Ausschluss als Karrierebruch
Für Mama Pantani war Marco immer der begnadete Athlet, dem Italien zu Füssen lag und nach wie vor liegt. Der Radstar, dem 1998 als letzter das Double aus Tour-de-France- und Giro-Sieg gelang. Der mit Auftritten wie seinem Rekordaufstieg auf die Alp d'Huez begeisterte: Pantani brauchte lediglich 36:50 Minuten, um den Legendenberg zu bezwingen. Bis heute ist diese aus dem Jahr 1995 stammende Zeit unangetastet.
Pantani war aber der streitbare Charakter, der fest behauptete, nicht zu dopen – bis er überführt wurde. Sein Tour-Gewinn ist mit dem Makel behaftet, dass er im Jahr des Festina-Skandals, als ein ganzes Team wegen Dopings von der Tour de France ausgeschlossen wurde, zustande gekommen ist.
1999 fuhr Pantani am Giro seine Gegner in Grund und Boden. Als bei ihm zu viele rote Blutkörperchen – ein Hinweis auf das damals weit verbreitete Epo-Doping – festgestellt wurden, folgte der Ausschluss. Der Bruch in Pantanis Karriere und Ursprung einer von zwei Theorien, dass sein Tod 2004 kein Selbstmord gewesen sein soll.
Wird Verfahren bald wieder eingestellt?
Weil die neapolitanische Mafia 1999 viel Geld gegen einen Sieg Pantanis am Giro d'Italia gewettet haben soll, wurden seine Blutwerte gefälscht, so eine gängige These. Daran, dass Pantani Doping betrieben hatte, bestehen heute kaum Zweifel. Nichtsdestotrotz wurde der Todesfall 2014 nochmals neu untersucht. 2017 wurde das Verfahren eingestellt, weil sich der Mordverdacht nicht erhärtet hatte.
2021 wurde der Fall abermals neu behandelt. Neben Verbindungen zur Camorra spielten auch Informationen der Familie Pantani eine Rolle für eine neuerliche Untersuchung. Mama Pantani glaubt aber offenbar ohnehin nicht an die Mafia-These. Ihre Vermutung zielt dahin ab, dass ihr Sohn zum Schweigen gebracht wurde, weil er zu viel über Doping-Praktiken im Radsport gewusst haben soll. Die Überdosis Kokain sei ihm eingeflösst worden.
Medienberichte in Italien besagen allerdings, dass auch die neusten Untersuchungen keine zusätzlichen Erkenntnisse darüber geliefert haben, was am 14. Februar in einem Hotelzimmer in Rimini vorgefallen ist.