Achtung, fertig, los – und tschüss! Manuela Schär, die 36-jährige Luzernerin, legt im 800-m-Rollstuhl-Final bei den Paralympics los wie die Feuerwehr. Sofort nach dem Start reisst sie gegen die zwei starken US-Amerikanerinnen die Führung an sich, verzichtet rotzfrech auf Windschatten, geht bewusst das Risiko ein, dass es sie am Schluss «aufstellt».
Doch nichts ist! Schär, die seit 2019 mit 1:41,47 Minuten den Weltrekord hält, zieht durch. Sackstark – scheinbar als ob’s nichts wär. Mit 1:42,81 kommt sie dem eigenen Weltrekord ganz nahe. Endlich Paralympics-Gold, auf das sie seit Athen 2004 wartet. Zuvor hat Catherine Debrunner in einer anderen Kategorie schon 800-m-Bronze geholt. Sechs Medaillen lautet das Ziel an den Paralympics, vier sind bereits Tatsache.
Als der körperlich unversehrte Kenianer David Rudisha 2012 bei Olympia in London mit gleicher Taktik zu Gold und Weltrekord stürmte, ging das in die Leichtathletik-Geschichte ein. Was Manuela Schär in Tokio zeigt, ist fast ebenso geschichtsträchtig.
Und Schär hat noch längst nicht genug. In der Nacht auf Samstag eröffnete sie in Tokio mit 5000-m-Silber den Schweizer Medaillen-Reigen. Gestern folgt 800-m-Gold. Und bis die Paralympics Ende Woche fertig sind, stehen für die Luzernerin noch die 400 m, die 1500 m und der Marathon auf dem Programm. (cs)