Montagmorgen, 8 Uhr Schweizer Zeit, der unangenehmste Moment in der Woche von Tausenden Schweizerinnen und Schweizern, wird dank zwei Mountainbikern zum bisher grössten Schweizer Olympia-Moment!
Mathias Flückiger (32) und Nino Schurter (35) liefern im Olympia-Rennen eine grosse Show, einen fantastischen Kampf. Und noch mehr: Flückiger holt Silber, Schurter fährt nach grossem Rennen auf Platz 4.
Aber der Reihe nach. Das Drama beginnt schon in Runde 1: Mathieu Van der Poel, neben Flückiger meistgenannter Kandidat auf Olympiagold, stürzt bei einem der steilen Abstiege, kann sich gerade noch vor den hinter ihm folgenden Konkurrenten in Sicherheit bringen. Aber er verliert eine Minute auf die Spitze, kämpft um den Anschluss, gibt später auf. Ein Konkurrent ist weg!
Pidcock lässt alle stehen
Früh sieht es sehr gut aus für die Schweizer, Schurter und Flückiger ziehen vorne weg, die Konkurrenz muss beissen, um dranzubleiben. Doch können sie das von der Spitze durchziehen? Können sie den Vorteil, als Team zusammenspannen zu können, in Zählbares ummünzen? Der Strassenrennen- und Radquer-erprobte Thomas Pidcock hat darauf keine Lust, seine Attacke in Runde 4 bringt die beiden Schweizer zunächst aus der Balance. Schurter lässt abreissen, Flückiger aber kann das Loch wieder zufahren! Fortan pedalt Pidcock vorneweg, Flückiger hinterher. Dann die Lücke: Nach Runde 4 hat die Gruppe um Schurter schon einen beträchtlichen Rückstand. War das schon eine erste Vorentscheidung?
Die fällt im Kampf um Gold in Runde 5! Flückiger, 5 Sekunden hinter seinem Gegner, rutscht in einem Aufstieg aus der Pedale, muss absteigen und verliert wertvolle Sekunden. Die Lücke zum Briten wird grösser. «Wenn ich in Tokio nichts falsch mache oder nicht Pech habe, hole ich Gold», hat Flückiger vor dem Rennen gesagt. «Der Olympiasieg geht im Normalfall über mich, ich bin der Beste.» Der Fehler im Aufstieg in Runde 5 ist der Fehler zu viel, der Zug ist abgefahren, Pidcock ist zu solid, bringt Gold über die letzten zweieinhalb Runden ins Trockene.
Grosse Leistung von Flückiger
Flückiger bleibt Silber. Immerhin! Eine grosse Leistung, der Berner beweist, dass er auch beim Saisonhöhepunkt sein Rendement abrufen kann. Der Mann mit dem grossen Selbstvertrauen, der die Mountainbike-Saison mit drei Weltcup-Siegen über die olympische Distanz geprägt hat, holt sein erstes Olympia-Edelmetall.
Im Ziel hadert Flückiger trotz Silber mit sich. Im SRF-Interview sagt der Oberaargauer: «Ich war zwäg für Gold. Es ging eine Lücke auf. Kurz zweimal unkonzentriert in der gleichen Runde. Es war sicher ein gutes Rennen, eine Silbermedaille. Das ist mega schön. Aber das Ziel habe ich verpasst – und das habe ich noch nicht ganz verdaut.»
Gegenüber Blick doppelt er nach: «Ich hatte hohe Erwartungen, wollte gewinnen. Bin neben dem Ziel durch, aber es ist eine Medaille. Als ich ins Ziel gekommen bin, war ich nicht ganz glücklich. Ich hatte das Ziel, zu gewinnen, bis zum Schluss. Mir sind zwei Fehler in einer Runde passiert. Ich war kurz nicht konzentriert, dann nach den Fehlern war ich zu euphorisch, meinte alles in einer halben Runde zufahren zu können. Es ist Silber – aber es ist schade.»
Leder für Schurter
Dahinter geht es für Schurter um die vierte Medaille bei seinen vierten Olympischen Spielen. Gold, Silber und Bronze hat er schon jeweils einmal im Schrank hängen. Aber diesmal wirds nichts mit Bronze, der Spanier Valero Serrano ist auf den letzten Metern schneller, holt sich Platz 3. Dem Bündner bleibt der undankbare 4. Platz.
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Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
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