«Niemand kennt mich wirklich, niemand kennt meine Geschichte», sagt Simone Pearce vor kurzem in einem Interview. «Sie ist nicht ganz ordinär». Ganz im Gegenteil. Die unorthodoxe Reise der Australierin an die Olympischen Spiele beginnt 1994, als die dreijährige Simone entscheidet, irgendwann an den Olympischen Spielen teilzunehmen.
«Ich hatte eine Olympia-DVD, die ich jeden Tag schaute. Ich war süchtig danach», erinnert sie sich. Dass auf ihrem Hof nur der leichte Trab und nicht der ausgesessene, wie auf der DVD, geritten wird, findet sie damals «amateurhaft».
Sie sei nicht in einer typischen, reichen Dressurfamilie aufgewachsen, erzählt Pearce weiter. «Wir sind bescheidene Leute». Deshalb schmiedet die sechsjährige Simone einen Plan, wie sie ihr hochgestecktes Ziel erreicht: Sie wird Unternehmerin. Schliesslich ist der Pferdesport teuer. Mit ihrer Mutter kauft sie günstig Ponys, dressiert sie und versteigert die Tiere auf Auktionen wieder.
Lebensgefährliche Verletzungen sind «Berufsrisiko»
Mit 18 Jahren lässt Pearce ihre Entrepreneur-Karriere hinter sich und versucht sich in einer anderen Branche. Sie verlässt das Gehöft im australischen Outback und reist in die Niederlande, um Model zu werden. Nach nur zwei Wochen ist damit wieder Schluss: «Ich hielt es nicht aus, ohne die Pferde zu sein», erzählt die 30-Jährige. Also beginnt sie stattdessen, in Holland, Deutschland und Dänemark für verschiedene Ställe Dressur zu reiten – mit Erfolg. Bald sind die Olympischen Spiele in Griffweite.
Doch ein schlimmer Unfall setzt dem Kindheitstraum 2018 beinahe ein jähes Ende. Bei einem Event in Sydney erleidet ein 800 Kilo schweres Pferd einen Anfall, fällt und landet mit voller Wucht auf Pearce. Sie bricht sich 13 Knochen und verletzt sich lebensgefährlich an der Lunge. Eine Woche verbringt sie auf der Intensivstation, nach vier Wochen sitzt sie wieder auf dem Pferd. Ihren Olympia-Traum lässt sie sich nicht nehmen.
«Solche Dinge beeindrucken mich nicht wirklich», beteuert Pearce. Es sei halt ein Berufsrisiko. Das Comeback glückt: Drei Jahre nach dem Horror-Sturz ist die 30-Jährige als mit Abstand jüngstes Mitglied des australischen Teams in Tokio dabei und holt im Einzel den fünften Platz. Der Plan der kleinen Simone ist aufgegangen. (tim)
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
Die 32. Olympischen Sommerspiele finden vom 23. Juli bis 8. August 2021 in der japanischen Hauptstadt Tokio statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.