Judo-Star kämpft für seinen Traum
Olympia-Verschiebung hätte Grossklaus fast ruiniert

Ciril Grossklaus aus Brugg AG hat ein grosses Ziel: Nach Rio 2016 erneut an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Doch wegen der Verschiebung um ein Jahr drohte dieser Traum zu platzen.
Publiziert: 15.01.2021 um 15:24 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2021 um 19:20 Uhr
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Ciril Grossklaus will ein zweites Mal an den Olympischen Spielen teilnehmen.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Sven Micossé (Text), Benjamin Soland (Fotos)

Die Olympischen Spiele in Tokio bestreiten – vor 11'000 Menschen im Nippon Budokan, dem Zuhause der japanischen Kampfsportarten, zu denen auch Judo gehört. So hätte der Sommer des Aargauers Ciril Grossklaus ausgesehen. Doch Olympia ist bekanntlich um ein Jahr verschoben worden. Für ihn bedeutet das nicht einfach ein zusätzliches Jahr Vorbereitung. Sein grosses Ziel, ein weiteres Mal nach Rio 2016 an den Olympischen Spielen teilzunehmen, steht auf der Kippe. Ja, die Verschiebung hätte ihn fast in den Ruin getrieben.

Das Geld ist Grossklaus langsam ausgegangen. «Mein Kontostand war unter 3000 Franken. Jeden Monat muss ich Miete, Krankenkasse etc. abziehen», erklärt er gegenüber BLICK. Da müsse man nicht lange rechnen. Das reiche höchstens noch bis Ende Jahr.

«Die Verschiebung von Olympia hatte zur Folge, dass ich finanziell eine Lücke schliessen musste.» Der Brugger wird von Sponsoren und Gönnern finanziert. So muss er nebenbei nicht arbeiten und kann sich voll auf den Sport konzentrieren – im Normalfall.

Fünf statt vier Jahre

«Nach Rio hatte ich ein Sponsoring-Projekt gestartet – für den ganzen Zyklus über vier Jahre. So ist der minimale Lebensunterhalt gesichert.» Aus dem vierjährigen Projekt wurde ein fünfjähriges – ein riesiger Aufwand und eine Ablenkung vom Sport. «So verlief auch die EM-Vorbereitung nicht optimal.»

Sein Fall wird durch ein Interview mit der Aargauer Zeitung bekannt und die Unterstützung lässt nicht lange auf sich warten. Mittlerweile hat er alle Sponsoren wieder an Land ziehen können. «Ich bin vom Feedback und den Reaktionen gerührt. Es sollte reichen, um das Ganze als Profisportler abzuschliessen.»

Erholung braucht Zeit

Wieder als Halb-Profi tätig sein, das wollte Grossklaus verhindern. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er noch in einem Büro, doch «zum Profisport gehört nicht nur die Anwesenheit auf der Matte oder im Kraftraum. Es braucht auch Erholung und diese geht verloren, wenn man immer dazwischen ins Büro rennt». Er sei überzeugt, dass dies der richtige Weg fürs Judo ist, denn «man muss Judo atmen, schlafen, träumen».

Atmen, schlafen, träumen. Das kann Grossklaus auch jetzt wieder. Auch wenn er sportlich noch nicht dort ist, wo er vor der Verschiebung war. «Im Februar habe ich so gut gekämpft, wie schon lange nicht mehr. Ich bin auch mental dort gewesen, wo ich sein musste», sagt er. Er war auf bestem Weg, sich zu qualifizieren, als alles abgesagt und verschoben wurde.

Der 29-Jährige ist weiterhin zuversichtlich, ein weiteres Mal bei Olympia dabei sein zu können. In der Weltrangliste liegt er an 34. Position und somit innerhalb der Kontinentalquote, die für eine Teilnahme berechtigt. Gesichert ist die Teilnahme damit noch nicht, aber «es fehlen nicht viele Punkte und ein paar Chancen kommen noch».

«Gegner hats einfach besser gemacht»

Eine davon war Mitte November bei der EM in Prag, wo aber in der zweiten Runde bereits Schluss für ihn ist. «Viel falsch habe ich nicht gemacht. Der Gegner hats einfach besser gemacht», zieht er Fazit. Vor allem hat aber auch seine Vorbereitung durch die Finanz-Probleme und den damit verbundenen Aufwand gelitten.

Jetzt läuft ein intensives Trainingsprogramm, bevor es in die heisse Turnierphase geht. Es wird seine letzte sein, denn nach dem Sommer 2021 will er sich zurückziehen. «Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich meinen Frieden damit schliessen und meine Karriere beenden werde.» Auf der Matte bleiben, möchte er dennoch weiterhin. Grossklaus peilt eine Anstellung als Judo-Trainer an.

Was er im schlimmsten Fall bei einer erneuten Olympia-Verschiebung oder gar Absage tun würde? «Dann ist es vorbei und ich müsste es akzeptieren.»

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