Die Beachvolleyballerinnen Joana Heidrich und Anouk Vergé-Dépré sind noch einen Sieg von einer Olympiamedaille entfernt. Mit dem US-Duo April Ross und Alix Klineman wartet im Halbfinal allerdings ein Brocken auf die Schweizerinnen: Die Vize-Weltmeisterinnen haben in Tokio noch kein Spiel und gerade mal einen Satz verloren. Blick sagt, welche drei Trümpfe Heidrich/Vergé-Dépré in der Nacht auf Donnerstag auf ihrer Seite haben:
Hitze: Die Schweizerinnen beweisen in der Viertelfinal-Hitzeschlacht gegen die Brasilianerinnen Ana Patricia/Rebecca, dass sie mit den brutal harten Bedingungen am Vormittag in Tokio (offiziell 30°C und 79% Luftfeuchtigkeit) gut klar kommen. Jetzt kommt ihnen das Hitzetraining zugute, das sie im Vorfeld der Spiele extra absolviert haben. «Wir haben da viel mitgenommen», sagt Vergé-Dépré über die Vorbereitung in der Hitzekammer, die das Bundesamt für Sport nach Rio 2016 in Grenchen extra einrichten liess. «Wir wussten darum, dass der Körper nicht von alleine will. Man muss ihn zwingen.» Heidrich ergänzt: «Es ist eine extreme Kopfleistung.» Das Duell mit April/Alix, wie sich das US-Team selber nennt, steigt wieder am Vormittag. Heidrich/Vergé-Dépré sind gerüstet.
Lautstärke: Normalerweise sind Beachvolleyball-Turniere laut, bunt und schrill, sie sind so etwas wie die Party-Ecke von Olympia. «Dass es keine Zuschauer gibt, spielt schon eine Rolle», gibt Heidrich zu. Darum drehen die Schweizerinnen einfach selber am Lautstärkeregler. «Jetzt machen wir unsere eigene Party.» Und wie sie das tun! Das Duo feiert jeden Punkt lautstark, strahlt dabei auch eine Portion Aggressivität aus. Das bringt die Gegnerinnen das ganze Turnier über schon auf die Palme, im Viertelfinal fühlen sich auch die Brasilianerinnen provoziert. «Ich bin auf dem Court eine emotionale Spielerin, das macht mich stark», sagt Heidrich, die mit ihrer Stärke am Block allen Gegnerinnen Probleme bereiten kann. «Daneben bin ich ein anderer Mensch.» Je weiter sie im Turnier kommen, desto lauter werden die Schweizerinnen. «Wir müssen uns die Energie, die normalerweise vom Publikum kommt, jetzt selber geben», sagt Vergé-Dépré. «Ja, ich habe das Gefühl, dass wir heute noch lauter waren als sonst – das liegt an der Hitze!»
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Revanche: Mit April Ross hat Vergé-Dépré noch eine Rechnung offen. 2016 in Rio setzte es in der Vorrunde gegen Ross und ihre damalige Partnerin Kerri Walsh eine Niederlage ab. Ross/Walsh holten danach die Bronzemedaille. Diesmal hätte Vergé-Dépré sicher nichts dagegen, wenns für Ross wieder Bronze gäbe. Das würde schliesslich bedeuten, dass die Schweizerinnen den Sprung in den Gold-Match geschafft haben.