Gold ist jetzt zum Greifen nah – und das an ihren ersten Olympischen Spielen! Belinda Bencic ballert sich Tokio im Einzel und im Doppel in den Final. Das gab es im Schweizer Tennis noch nie.
«Ich habe immer von einer Medaille geträumt, dass es jetzt gleich zwei sind, habe nicht für möglich gehalten», sagt Bencic und muss tief Luft holen, um die historische Dimension zu erfassen. «Es ist mit Sicherheit der schönste Tag meines Lebens.»
«Schon als Kind von Medaille geträumt»
Sechs Medaillen hat die Schweiz an diesen Sommerspielen in Japan schon gewonnen, fünf davon gehen auf das Konto der Frauen – und nun kommen dank Belinda Bencic und Viktorija Golubic noch zwei weitere dazu. «Schon als Kind hat mich Olympia extrem fasziniert. Und jetzt hier dabei zu sein und eine Medaille auf sicher zu haben, ist einfach unbeschreiblich», sagt Golubic nach dem 7:5 und 6:3 gegen Pigossi/Stefani.
Zu Match-Beginn sind «Viktolinda» allerdings stinksauer. Gleich zwei Breaks kassieren sie gegen das Brasil-Duo, liegen mit 0:4 scheinbar hoffnungslos im Rückstand. «Sie fingen verdammt stark an, platzierten die Bälle perfekt, machten keine Fehler», so Golubic und gibt zu: «In dem Moment hätten wir auseinanderbrechen können. Aber wir haben versucht, ruhig zu bleiben, unser Spiel zu finden.»
Die Schweizerinnen kämpfen sich zurück, drehen Satz 1 und dominieren bis zum Schluss. Nach eineinhalb Stunden haben die Brasilianerinnen ausgetanzt, stattdessen rocken Bencic und Golubic über den Platz, können ihr Glück kaum fassen. «Ich will nicht, dass dieser Traum aufhört», sagt Belinda. «Wenn wir morgen aufwachen, fragen wir uns sicher, ob das wirklich alles passiert ist.»
Bis Sonntag dürfen sie in ihrer Bubble weiterträumen, dann treffen sie im Final auf die topgesetzten Barbora Krejcikova/Katerina Siniakova (Tsch).
Gegnerin ist eine Freundin
Schon am Samstag trifft Bencic im Einzel am Samstag ab ca. 11.30 Uhr auf ihre zwei Jahre jüngere Freundin Marketa Vondrousova (WTA 42). Gegen die Tschechin hat sie vor vier Monaten in Miami knapp verloren. Es wird wohl wieder eine enge Kiste. Aber die Ostschweizerin hat in Tokio bisher grosse Nervenstärke und langen Atem bewiesen. Zuletzt gegen Jelena Rybakina (Kas, WTA 20), gegen die sie nach fast drei Stunden 7:6, 4:6, 6:3 triumphiert.
Nach neun Spielen in weniger als einer Woche hat sie nun endlich einen Tag frei. Kein Problem für Bencic: «Die vielen positiven Emotionen geben mir so viel Kraft – es fühlt sich an wie ein grosser, ewiger Flash.»
