Auf Schnee und Eis sind die Leistungen herausragend und die Figuren faszinierend: Von Abfahrts-Champion Beat Feuz bis Halfpipe-Dominatorin Chloë Kim zeigen die Stars der Olympischen Spiele in Peking grossen Sport.
Wer den Blick jedoch auf die Begleitumstände lenkt, bekommt ein wahres Gruselkabinett zu Gesicht: Anfang Woche tauchte plötzlich Peng Shuai auf den Zuschauerrängen auf, die verschwundene Tennisspielerin, von der die Chinesen die Welt glauben lassen wollen, sie tue weiterhin alles aus freien Stücken. Bei der Eröffnungsfeier der Spiele entzündete Dinigeer Yilamujiang das olympische Feuer, eine uigurische Langläuferin, deren Volk in der Xinjiang-Provinz im Westen Chinas unterdrückt wird. Auf der Tribüne fläzte sich Wladimir Putin. Was ist da bloss in Peking los?
Peng Shuais Auftritt als Provokation
«Sie verstehen uns nicht und wir sie nicht», sagt der britische Sportökonom Simon Chadwick, der sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit dem chinesischen Markt beschäftigt, mit Blick auf das, was in der ersten Olympia-Woche abseits des Sports passiert ist. «China versteht bis heute nicht, wie man dem Rest der Welt eine überzeugende Geschichte erzählt.»
Den seltsamsten Auftritt der Spiele hat Peng Shuai, die sich an der Seite von IOC-Präsident Thomas Bach beim Big-Air-Triumph von Chinas neuem Star Eileen Gu zeigt. Gu, die Tochter eines Amerikaners und einer Chinesin, startet erst seit kurzem für China. Ihre Auftritte sind für das Image des Regimes in der Welt und bei der eigenen Bevölkerung von höchster Bedeutung. Freeskierin Gu soll zeigen: Die Chinesen sind jemand auf der Welt, sie sind stark, elegant – und sogar ein bisschen cool.
Und dann taucht Peng Shuai da auf. «Ich habe mich gefragt, wer das entschieden hat», sagt Chadwick. «Musste sie da hin? Es sah für mich orchestriert aus, wie eine Provokation. Wäre ich Thomas Bach, ich hätte den Chinesen gesagt, sie sollen sie etwas anderes machen lassen.»
«Gebt das Geld nicht den Schweizern»
Themen wie Menschenrechte oder die Unterdrückung der Uiguren schlagen in Chinas Öffentlichkeit derzeit trotz aller Diskussionen im Westen kaum Wellen. Chadwick: «Wenn ich von chinesischen Medien kontaktiert werde, wollen die weder über Sportswashing noch über Uiguren sprechen, sondern darüber, ob es China gelingt, eine Wintersportindustrie zu etablieren.» Das ist schliesslich eines der Ziele der Regierung Xi Jinpings. Die Menschen der wachsenden Mittelklasse mit ein bisschen Geld sollen nicht nach Aspen, Val-d’Isère oder Zermatt Ski fahren gehen, sondern in China bleiben. «Die Idee dahinter: Gebt das Geld nicht den Schweizern, behalten wir es hier.»
Einer, der das verinnerlicht zu haben scheint, ist Bach. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees spricht noch vor Eröffnung der Spiele von China als «Wintersportnation» mit 346 Millionen Wintersportlern. Er macht sich aber auch in einer anderen Sache mit dem Regime gemein.
Doppelagent Bach
«Er hat sich verraten, als er im November mit Peng über Zoom gesprochen hat», wählt Chadwick klare Worte. «Was hat das IOC mit der mutmasslichen Entführung einer Tennisspielerin in China zu tun? Warum hat er das nicht die WTA oder die ITF machen lassen? Weil er die Spiele retten wollte. Damit es nach dem diplomatischen Boykott nicht auch noch einen Athleten-Boykott gibt, hat er die geopolitische Arena betreten.» Bach sehe sich wohl als Diplomat zwischen den Fronten. «Aber wer sich zwischen den Fronten bewegt, kann von beiden Seiten erschossen werden.»
Peng Shuai, die einen hohen chinesischen Funktionär sexueller Übergriffe bezichtigt hatte und dann verschwand, werden wir bei Olympia noch wiedersehen, glaubt der Brite. «Wenn Gu auch die zweite Goldmedaille holt, müssen Sie bei ihrem dritten Event genau hinschauen. Das wird der Moment sein, in dem China noch einmal eine Botschaft aussenden wird.» Gut möglich, dass Peng Shuai dann noch einmal auftaucht. Gut möglich auch, dass es wieder ein seltsamer Auftritt wird. «Ich hoffe, dass sie sich mit einem Becher Starbucks in der Hand unter die Leute mischt und mit Journalisten und Sportlern plaudert. Aber das wird kaum passieren.»
Dinigeer Yilamujiang, die Langläuferin, die offiziell wegen ihrer «herausragenden Leistungen» das olympische Feuer entzündete, wurde am Wochenende nach einem 43. und zwei 56. Plätzen im Einzel übrigens nicht für Chinas Langlauf-Staffel aufgestellt.
Die 24. Olympischen Winterspiele finden vom 4. bis 20. Februar 2022 in der chinesischen Hauptstadt Peking statt. Alle Infos zur Eröffnung, Übertragung, Wettkampfterminen, Disziplinen, Neuerungen, Austragungsstätten und Maskottchen erfahren Sie in der grossen Übersicht.
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Wie schneiden unsere Schweizer Wintersport-Cracks bei den Olympischen Spielen 2022 in Peking ab? Tippe jeden Tag, ob und wie viele Medaillen die Schweizerinnen und Schweizer holen, sammle Punkte und gewinne attraktive Preise.
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