Die massiven Proteste der iranischen Bevölkerung gegen die eigene Regierung scheinen nicht zu Ende zu gehen. Das Regime reagiert mit Konsequenzen bis hin zur Todesstrafe. Neben dem Bodybuilder, dem Viktor Giacobbo jetzt helfen möchte, sind unter den geschätzt 20'000 Gefangenen noch zahlreiche andere Sportler und Sportlerinnen in Gefahr oder wurden gar schon hingerichtet.
Der aktuellste Fall: Der Wrestler Madschid-Resa Rahnaward (†23) wurde am Montagmorgen öffentlich an einen Kran gehängt. Ihm wurde vorgeworfen, zwei Mitglieder der paramilitärischen Basidsch-Miliz ermordet zu haben. Laut Angaben der Behörden habe Rahnaward die Tat gestanden. Doch wie «Amnesty International» mitteilt, soll das Geständnis unter Folter erzwungen worden sein.
Fussballer und Karate-Star
Das gleiche Schicksal droht auch dem Karate-Star Mohammad Mehdi Karami (22), auch er soll mit anderen Demonstranten ein Mitglied der Regierungs-Miliz umgebracht haben. Und auch dem Fussballer Amir Nasr-Azadani (26) droht die Hinrichtung, ihm wird «Aufruhr gegen die Behörden» und «Krieg gegen Gott» vorgeworfen. Laut Medienberichten habe er sich lediglich für Frauenrechte und Freiheit im Iran eingesetzt.
In den sozialen Medien ist die Solidarität mit dem ehemaligen U-21 Nationalspieler Nasr-Azadani riesig, so sprechen unter anderem der uruguayische Nationalspieler Diego Godin (36) und die weltberühmte Sängerin Shakira (45) seiner Familie ihre Unterstützung aus. Die Fifpro, die internationale Föderation für Profifussballer, schreibt auf Twitter, man sei schockiert, angewidert und fordere eine sofortige Aufhebung seiner Strafe.
Hymnenprotest sorgte für Drohungen
Auch Frauen wird die Hinrichtung angedroht: Der Volleyballtrainerin und dreifachen Mutter Fahimeh Karimi wird vorgeworfen, ein Basidsch-Mitglied verletzt zu haben. Eine Bloggerin, die kurzzeitig mit Karimi in einer Zelle sass, schreibt auf Instagram, die Trainerin habe im Gefängnis immer wieder die Namen ihrer Kinder und «Freiheit, Freiheit» gerufen.
Für das weltweit grösste Aufsehen sorgte wohl die iranische Fussballnationalmannschaft. An der WM in Katar sangen die Spieler aus Protest bei ihrem Auftaktspiel die Nationalhymne nicht mit. Nachdem es anschliessend mutmasslich grossen Druck aus der Heimat gegeben hatte, sangen die Spieler bei den anderen beiden Gruppenspielen wieder mit. (bjl)