Es ist der Crash-Sonntag des Töff-Jahrzehnts. Nur mit viel Glück kommen alle Rennfahrer ohne Verletzungen davon, als es zuerst im Moto2-Rennen brutal kracht und dann noch im MotoGP-Lauf Superstar Valentino Rossi bei einer Horror-Szene wie durch ein Wunder heil davon kommt.
Auch zwei Tage später noch ist der italienische Superstar aufgewühlt. Er postet ein Video auf Instagram, das die Szene aus einer neuen Perspektive zeigt. Seine Onboard-Kamera filmt die blitzschnell vorbeifliegenden Töff-Geschosse.
«Die Bilder von meiner Kamera machen mir am meisten Angst», schreibt Rossi dazu. «Denn hier erkennt man die Geschwindigkeit, mit der Francos Motorrad vor mir vorbeifliegt.»
Rossi hofft, dass der Vorfall alle zum Nachdenken zwingt. Er unterstellt dem Crash-Verursacher Johann Zarco zwar keine Absicht mehr, trotzdem sei es eine gravierende Fehlbeurteilung gewesen. «Wir dürfen nicht vergessen, dass unser Sport gefährlich ist. Die Sicherheit unserer Gegner muss wichtiger sein, als eine Position zu gewinnen.»
Ist der Spielberg-Kurs zu gefährlich?
Ob die Fahrer etwas gelernt haben, zeigt sich schon an diesem Wochenende. Die WM-Piloten müssen gleich nochmals in Spielberg auf der Horror-Piste ran. Wegen des Corona-Kalenders stehen in acht Tagen zwei Grands Prix auf dem Red-Bull-Ring auf dem Programm. Doch nach den Mega-Crashes stellt sich die Frage: Ist der frühere Österreichring, eigentlich auf die Bedürfnisse von Autoserien wie die Formel 1 ausgerichtet, zu gefährlich für Töff-Rennen? Auf Social Media wird die Frage hitzig diskutiert.
Aber die beiden Moto2-Schweizer Tom Lüthi (33) und Dominique Aegerter (29) reisen am Donnerstag ohne Angst erneut nach Spielberg. Lüthi: «Der Red-Bull-Ring hat beim Layout schon zwei, drei spezielle Stellen. Aber die Strecke ist nicht gefährlicher als andere. bin einfach sehr froh, dass nichts Schlimmes passiert ist.» Und Aegerter sagt: «Auf allen WM-Strecken wird die Sicherheit gross geschrieben, auch in Spielberg. Bevor wir vor ein paar Jahren erstmals wieder dort starteten, wurde für die Töffs zum Beispiel die letzte Kurve entschärft.»
Lüthi: «Die Unfälle müssen analysiert werden»
Einfach zur Tagesordnung übergehen will Lüthi aber nicht: «Es ist sehr wichtig, dass die Unfälle analysiert werden und darüber geredet wird, ob etwas angepasst werden muss.» Dem früheren 125-ccm-Weltmeister und auch Aegerter ist klar, dass gefährliche Situationen wie in ihrem Moto2-GP mit dem liegen gebliebenen Töff im Startpulk vorkommen können.
Aber Fragen wirft der MotoGP-Knall auf. Zwei Maschinen fliegen wie beim Kegeln auf andere Fahrer zu, die sich in der langsamen Remus-Kurve befinden. «Das Anbremsen dort ist speziell, es geht den Berg hoch und leicht nach links», sagt Lüthi, «kommt noch ein Windschatten dazu, kann es blöd laufen, wie man gesehen hat.» Aegerter betont, dass fliegende Töffs selten vorkommen und auch etwa in einer Schikane eine wegrutschende Maschine Gegner abräumen könnte.
Trotz der Vorfälle – die beiden Schweizer reisen sogar mit Vorfreude erneut nach Österreich. Denn sowohl Lüthi als auch Aegerter wollen unbedingt an die ihre ermutigende Ergebnisse vom letzten Sonntag anknüpfen.