Weltumflieger Schmid zum Ruder-Wahnsinn
«Da steckt eine grosse Portion Naivität mit drin»

Er weiss, wovon er spricht: Carlo Schmid (27) flog 2012 als jüngster Pilot der Geschichte um die Welt. Jetzt betreut er die vier Ruderer bei ihrer Atlantik-Challenge.
Publiziert: 02.12.2017 um 14:00 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:29 Uhr
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Carlo Schmid 2012 mit seinem Kleinflugzeug.
Foto: KEY
Dario Dietsche

BLICK: Sie haben im Alter von 22 als jüngster Pilot der Geschichte die Welt umflogen – und unterstützen jetzt als Mitbegründer der «Live Your Dream Foundation» Wahnsinns-Projekte wie die Ruder-Atlantik-Überquerung. Sind Sie süchtig nach Adrenalin?
Carlo Schmid: (Lacht) Ich bin kein Adrenalin-Junkie. Mich faszinieren junge Menschen, die mit körperlichen und mentalen Höchstleistungen ihre Träume verwirklichen wollen. Oftmals steckt da eine grosse Portion Naivität mit drin.

Was war der heikelste Moment während Ihrer 80-tägigen Weltumrundung?
Beim Anflug auf die indische Grossstadt Kalkutta kam ich unerwartet in einen Monsunsturm. Heftiger Seitenwind, miserable Sichtverhältnisse und eine überflutete Landepiste erschwerten die Landung massiv. 

Alleine um die Welt fliegen oder zu viert über den Atlantik rudern – welches Vorhaben stufen Sie als waghalsiger ein? 
Körperlich kommen die Ruderer viel mehr an ihre Grenzen, das ist klar. Doch sie haben so hart trainiert, dass sie mittlerweile wie Bodybuilder aussehen. Die mentale Stärke wird wohl eher entscheidend sein: Zu viert gefangen auf dem Boot verkracht man sich leichter als allein. Gleichzeitig können sich die Muskelprotze aber auch gegenseitig pushen. Ich erlebe die Jungs als äusserst seriös, ehrgeizig und dennoch bodenständig – die packen das.

… auch dank der Unterstützung von «Live Your Dream»?
Das Gelingen hängt erfahrungsgemäss zu 90 Prozent von der Vorbereitung ab. Seit ich 15 war, plante ich täglich mein Traumprojekt. Zum Glück erhielt ich dabei von vielen Leuten Tipps, finanzielle Unterstützung, Hilfe auf der Sponsoren-Suche und einiges mehr. Davon wollen wir so viel wie möglich an junge, zielstrebige und willensstarke Menschen weitergeben. Die Ruder-Challenge passt perfekt zu uns!

Weil die Fähre ausgebucht war, mussten Marlin, Luca, Laurenz und Yves mit ihrem Boot früher als geplant an den Startort nach La Comera reisen. Was lief da schief?
Die Abenteurer machen sich erstmals an ein derartiges Mammutprojekt. Die ganzen Planungsabläufe sind Neuland für sie, da kann es gut und gern mal zu einem internen Missverständnis kommen. Wir haben notfallmässig nach einer Lösung gesucht – ein ganzes Wochenende recherchiert und telefoniert, am Ende hats nicht geklappt. Aber das Wichtigste ist, dass sie starten können.

Apropos Start: Wann dürfte der Nervenkitzel seinen Zenit erreichen?
Bei mir kam die Nervosität erst auf der Startbahn hoch. Dann wusste ich: Jetzt gehts tatsächlich los! Bis zur letzten Sekunde liegt der Fokus voll und ganz auf der Vorbereitung: Habe ich das Material wirklich überprüft? Ist echt genügend Proviant dabei? Bei wem muss ich mich verabschieden? Den Ruder-Cracks dürfte es ähnlich gehen. Spätestens beim Verlassen des Hafens merken sie: Jetzt hilft uns niemand mehr, wir müssen zu viert über diesen Tümpel. 

Wenn die Jungs gegen die Riesenwellen kämpfen, sind auch Sie aussen vor?
Im Gegenteil! Wir wollen, dass sich jeder ins Wahnsinnsprojekt einbringen kann. Dafür kümmern wir uns um die Social-Media-Kanäle – liefern so Infos und Impressionen vom Atlantik. Aber nicht nur das: Per SMS kann man den Abenteurern gemütlich vom Sofa aus Grussbotschaften direkt ins Ruderboot schicken und dabei einen finanziellen Zustupf liefern. Damit und durch weitere Sponsorengelder organisieren wir unter anderem die Rückflüge der Jungs. Nach dem Rennen gibts einen After-Event, bei dem man sich beispielsweise die Ruder ersteigern kann. 

Wer wählt eigentlich die Wohltätigkeits-Organisationen?
Sowohl die Ruderer, als auch ich damals hatten eine persönliche Bindung zu den Charity-Projekten. Meine an Krebs verstorbene Mutter sagte stets, Bildung sei das Wichtigste. So entschied ich mich, für ein Bildungsprojekt in Indien zu sammeln – in 80 Tagen kamen 50'000 Franken zusammen. Den Jungs liegt die Unterstützung von Kinderheimen in Rumänien am Herzen. Sich in den Wahnsinn stürzen und zugleich verlassenen Kindern helfen – ich habe Hühnerhaut, wenn ich ans Rennen denke.

Klingt, als ob Sie gerne mitrudern würden …
Ich hätte extrem Lust, im Boot zu sitzen. Aber so ganz ohne Vorbereitung würde ich den Trip wohl kaum überleben (lacht).

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Das ist die Live Your Dream Foundation

Die Live Your Dream Foundation (LYDF) mit Sitz in der Schweiz wurde 2015 gegründet. Die Non-Profit-Organisation lanciert haben Carlo Schmid, Dominique Gisin und Lorenz Frey. Unter dem Credo «Wir hatten Glück - und geben es weiter» wollen die drei Protagonisten ihre persönlichen Erfahrungen weitergeben. Sie unterstützen deshalb unentgeldlich junge, willensstarke und zielstrebige Menschen dabei, ihre Traumprojekte zu realisieren. Die Stiftung finanziert sich durch Spenden und Gönnerbeiträgen. 

contact@liveyourdream.foundation
www.liveyourdream.foundation
IBAN: CH44 0900 0000 8954 1052 5
Postfinancekonto-Nr.: 89-541052-5

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