Darum gehts
- Schweizer Fechter sorgen für Eklat bei U23-EM-Siegerehrung
- Verbandsboss Max Heinzer äussert sich zum Vorfall
- Er betont, dass sich die Athleten nicht antisemitisch äussern wollten
Die Schweizer Fechter gewinnen am Wochenende an der U23-Europameisterschaft in Estland Silber. Eigentlich ein Anlass zur Freude. Doch das sportliche Geschehen ist längst in den Hintergrund gerückt. Grund dafür ist eine Aktion der Schweizer auf dem Podest.
Dort nämlich weigern sich die vier Schweizer Fechter, sich während der Hymne für die Sieger der israelischen Fahne zuzuwenden, und starren stattdessen demonstrativ ins Leere.
Rasch macht die Szene die Runde. «Schande über das Schweizer Team für sein respektloses Verhalten», erzürnt sich zum Beispiel Israels Aussenminister Gideon Saar (58) auf X. Auch von anderen Seiten hagelt es Kritik. In einem ersten Statement auf Instagram bedauert der Schweizer Fechtverband den Vorfall und betont, dass er kein Verständnis dafür habe, «dass sein Team die Siegerehrung für eine politische Manifestation missbraucht hat».
«Sie dachten wohl, sie täten etwas Gutes»
Die jungen Fechter stehen plötzlich im Fokus. Und das nicht für ihre sportliche Leistung.
Dass ihre Aktion derart hohe Wellen schlägt, damit haben sie nicht gerechnet. «Die vier jungen Menschen sind am Sonntag in Zürich gelandet – und am Boden zerstört wegen des Aufruhrs, den sie verursacht haben. Sie dachten wohl, sie täten etwas Gutes», erklärt der Schweizer Verbandsboss Max Heinzer (37) gegenüber der «NZZ».
Und Heinzer sagt zu der Szene weiter: «Sie wollten sich ganz sicher nicht antisemitisch äussern. Es ging ihnen nicht um eine Kritik an den Menschen, sondern an der Politik Israels.» Der Protest habe sich gegen den Krieg gerichtet und die schlimmen Bilder, mit denen man immer wieder konfrontiert werde.
«Kein Ort für politischen Aktivismus»
Dass sie einen Fehler begangen haben, realisieren die Schweizer schnell. Sie hätten sich umgehend bei den Israeli entschuldigt, so Heinzer.
Auch der Verband tut dies – sowohl beim israelischen Verband als auch beim Aussenminister. Allen ist klar, dass das Verhalten der Fechter falsch gewesen ist. Heinzer sagt: «Ich habe als Sportler gelernt, dass Siegerehrungen kein Ort für politischen Aktivismus sind.» Man dürfe nicht vergessen, dass es sich um junge Athleten mit wenig Lebenserfahrung handle.
Wie geht es nun mit dem Quartett weiter? «Wir werden mit den Athleten an einen Tisch sitzen und viel besprechen müssen», führt Heinzer aus. Welche Konsequenzen ihre Aktion hat, ist weiter offen.
Der europäische Fechtverband hat eine Verwarnung gegen sie ausgesprochen. Gemäss Heinzer dürfte diese nur symbolisch sein. Denn abgesehen von der Siegerehrung hätten sich die Schweizer vorbildlich verhalten. Zudem gebe es kein Reglement, welches vorschreibt, dass man sich auf dem Podest der Fahne des Siegers zuwenden müsse. So oder so dürfte der Vorfall aber noch länger nachhallen.