So gut kennt Fabienne Gyr ihre neue Sendung
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Neue Sportpanorama-Moderatorin:So gut kennt Fabienne Gyr ihre neue Sendung

So tickt die neue «Sportpanorama»-Moderatorin Fabienne Gyr
«Meine Hosengrösse sollte keine Rolle spielen»

Am 19. März gibt Fabienne Gyr (35) ihre Premiere als «Sportpanorama»-Moderatorin. Hier erzählt sie, warum sie trotz Schicksalsschlägen immer positiv bleibt.
Publiziert: 05.03.2023 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.03.2023 um 13:05 Uhr
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Glück im Beruf, Glück in der Liebe: Die neue «Sportpanorama»-Moderatorin Fabienne Gyr.
Foto: Thomas Meier

Fabienne Gyr lacht. «Hätte man mich vor fünf Jahren gefragt, welche Sendungen ich gerne mal moderieren würde, hätte ich geantwortet: ‹SRF bi de Lüt – Live›, die ‹Sports Awards› und das ‹Sportpanorama›.» «SRF bi de Lüt – Live»? Moderiert sie seit 2021. Die «Sports Awards»? War sie im letzten Dezember erstmals Gastgeberin. Das «Sportpanorama»? Da feiert sie am 19. März ihre Premiere. «Es ist wie ein wunderschöner Traum, den ich momentan leben darf», erklärt die 35-Jährige.

Traumhaft ist an diesem frühlingshaften Wintertag am Ägerisee auch das Wetter. Hier wuchs Gyr auf, und hier lebt sie noch heute, zusammen mit ihrem Mann Mario Gyr, dem Ruder-Olympiasieger von 2016. Glück im Beruf, Glück in der Liebe – auf den ersten Blick scheint die Zugerin das Glück gepachtet zu haben, doch Gyr musste schon als Kind mit schwierigen Situationen umgehen, besitzt aber offenbar die Gabe, dabei stets positiv zu bleiben.

«Als ich sechs war, trennten sich meine Eltern», erzählt Gyr, während ihr Blick über den Ägerisee schweift, «sie haben es aber mega gut gelöst. Ich konnte schon damals auch das Positive daran sehen und genoss dadurch doppelt so viele Ferien, weil ich jeweils sowohl mit meiner Mutter als auch mit meinem Vater verreisen konnte.»

Ihr Ex-Freund kam bei einem Autounfall ums Leben

Während ihrer Kindheit schlug das Schicksal ein zweites Mal zu. Mutter Edith erkrankte an Multipler Sklerose. «Als ich 14 war, konnte sie vieles im Haushalt bereits nicht mehr selber machen. Deshalb übernahm ich diese Aufgaben und schlüpfte für meinen jüngeren Bruder oft in eine Mutterrolle.» Gehadert hat sie damit nie. «Das alles hat uns als Familie enorm zusammengeschweisst.»

Diese enge Familienbande, sie hält bis heute, der Gesundheitszustand ihrer Mutter aber hat sich in den letzten Jahren immer mehr verschlechtert. Mittlerweile liegt «Mömel», wie Fabienne ihr Mami nennt, in einem Heim auf der Palliativabteilung. «Sie ist eine Kämpferin, auch wenn sie mittlerweile nur noch liegen und kaum noch sprechen kann. Wir müssen uns leider darauf einstellen, dass sie bald gehen wird.»

2015 war Gyr schon einmal unmittelbar mit dem Tod konfrontiert. Damals kam Duri Camichel, ehemaliger Eishockey-Profi und ihr Ex-Freund, bei einem tragischen Autounfall in Costa Rica ums Leben. «Das war die schwierigste Prüfung meines Lebens. Duri stand mitten im Leben, war topfit und noch so jung. Und dann war er von heute auf morgen nicht mehr da. Das hat mir richtig den Boden unter den Füssen weggezogen.»

Mittlerweile ist die Trauer grösstenteils der Dankbarkeit gewichen. «Früher zog mich jede Erinnerung an Duri runter. Heute bin ich vor allem dankbar dafür, dass wir ein paar schöne Jahre gemeinsam verbringen durften.» Ein Teil von Camichel lebt noch heute an ihrer Seite: die Katze Diego, die er einst ausgesucht hatte.

Sie wollte einst Wetterfee werden

Man spürt es im Gespräch immer wieder: Fabienne Gyr ist mit sich und ihrem Leben im Reinen. Auch auf ihre Teilnahme an der Wahl zur Miss Schweiz 2007, als sie erstmals in der Öffentlichkeit auftauchte, blickt sie mit positiven Gefühlen zurück. «Das musste ja kommen», sagt sie lachend, «ich bereue das ganz und gar nicht. Es war halt eine andere Zeit, und ich war erst 18.»

Das Schöne an den Miss-Wahlen? Man findet im Archiv unzählige Aussagen der einstigen Kandidatinnen. Auch von Gyr, die damals noch Bamert hiess. Was denkt sie heute über das, was sie vor 15 Jahren gesagt hat?

Aussage 1: «Meine Markenzeichen? Megalange Wimpern, Bambi-Augen und MärzetüpfliGyr heute: «Das gilt alles heute noch. Die superlangen Wimpern habe ich vom Mami geerbt. Die Bambi-Augen haben während der Schulzeit zu vielen Übernamen geführt, und mein Bruder nennt meine Märzetüpfli Märzedräckli »

Aussage 2: «Ich esse zu allem Mayonnaise und kann nicht leise schnäuzenGyr heute: «Ich kann beides noch immer nicht verleugnen. Ich liebe Mayonnaise, und wenn ich einmal am Tag so richtig schnäuze, sagt mein Mann immer: ‹Jetzt ist wieder das Elefäntli im Haus.›»

Aussage 3: «In zehn Jahren habe ich einen guten Job als Wetterfee und einen perfekten Ehemann, der daheim auf die Kinder aufpasst.» Gyr heute: «Den perfekten Ehemann habe ich gefunden, der Kinderwunsch ist da, und statt Wetterfee wurde ich nun halt Moderatorin.»

«Ich erhalte ungewollt Feedback über mein Aussehen»

Moderatorin – diesen Berufswunsch schrieb Gyr schon als Kind jeweils in die Freundschaftsbücher. Via Radio Central landete sie nach ihrer Matura bei Tele 1, wo sie sich während zehn Jahren das Rüstzeug aneignete und oft übers Schwingen berichtete. Gleichzeitig machte sie sich als Speakerin einen Namen, so auch am Eidgenössischen 2019 in Zug. «Zu Beginn war ich beim Schwingen überfordert, es war aber auch für die Sportler eine ungewohnte Situation. Plötzlich tauchte da diese blonde Moderatorin auf, die keine Ahnung von ihrer Sportart hatte. Dass ich mich dann aber als Frau in dieser Männerdomäne durchsetzen konnte, macht mich stolz.»

«Fabienne wird die Aufgabe mit Bravour leisten»

Beni Thurnheer ist Mister Sportpanorama. Der 73-Jährige moderierte zwischen 1981 und 2015 die Sendung.

Herr Thurnheer, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Sportpanorama-Sendung 1981?
Beni Thurnheer: Ehrlich gesagt, keine mehr. Ich glaube, dass ich damals eingesprungen bin, weil jemand krank war. Ich kann mich aber noch an meine erste Sportsendung überhaupt erinnern. Die hiess Sportkalender und wurde aufgezeichnet. Als wir fertig waren, hiess es plötzlich, wir hätten einen technischen Defekt gehabt und müssten deshalb alles noch einmal wiederholen. Ich weiss bis heute nicht, ob das die Wahrheit war oder ob ich einfach so schlecht war, dass wir es nochmals aufzeichnen mussten.

Was zeichnet einen guten Sportpanorama-Moderator aus?
Skiakrobatik, Boxen, Formel 1 – du musst von allen Sportarten, die es gibt, eine Ahnung haben, denn der Studiogast kommt aus den unterschiedlichsten Sportarten und ist das zentrale Element der Sendung.

Schauen Sie sich noch jedes Sportpanorama am TV an?
Wenn ich zu Hause bin, dann ja. Seit es aber schon um 18 Uhr beginnt, kommt es manchmal vor, dass ich ein bisschen zu spät einschalte.

Was raten Sie Fabienne Gyr?
Sie soll so bleiben, wie sie ist, und nicht auf Ratschläge anderer hören. Fabienne fiel mir schon positiv auf, als sie noch beim Lokalsender arbeitete. Sie wird die Aufgabe mit Bravour leisten.

Philippe Rossier

Beni Thurnheer ist Mister Sportpanorama. Der 73-Jährige moderierte zwischen 1981 und 2015 die Sendung.

Herr Thurnheer, welche Erinnerungen haben Sie an Ihre erste Sportpanorama-Sendung 1981?
Beni Thurnheer: Ehrlich gesagt, keine mehr. Ich glaube, dass ich damals eingesprungen bin, weil jemand krank war. Ich kann mich aber noch an meine erste Sportsendung überhaupt erinnern. Die hiess Sportkalender und wurde aufgezeichnet. Als wir fertig waren, hiess es plötzlich, wir hätten einen technischen Defekt gehabt und müssten deshalb alles noch einmal wiederholen. Ich weiss bis heute nicht, ob das die Wahrheit war oder ob ich einfach so schlecht war, dass wir es nochmals aufzeichnen mussten.

Was zeichnet einen guten Sportpanorama-Moderator aus?
Skiakrobatik, Boxen, Formel 1 – du musst von allen Sportarten, die es gibt, eine Ahnung haben, denn der Studiogast kommt aus den unterschiedlichsten Sportarten und ist das zentrale Element der Sendung.

Schauen Sie sich noch jedes Sportpanorama am TV an?
Wenn ich zu Hause bin, dann ja. Seit es aber schon um 18 Uhr beginnt, kommt es manchmal vor, dass ich ein bisschen zu spät einschalte.

Was raten Sie Fabienne Gyr?
Sie soll so bleiben, wie sie ist, und nicht auf Ratschläge anderer hören. Fabienne fiel mir schon positiv auf, als sie noch beim Lokalsender arbeitete. Sie wird die Aufgabe mit Bravour leisten.

Ihr Äusseres war nicht nur beim Schwingen ein Thema. Auch als Moderatorin wird sie oft darauf reduziert. «Ich erhalte wöchentlich ungewollt Feedback über mein Aussehen. Mal sind meine Haare schrecklich, mal mein Outfit. Das ärgert mich. Weder meine Haarfarbe noch meine Hosengrösse sollten eine Rolle spielen. Ich gehe ja auch nicht in einen Einkaufsladen und sage der Kassiererin, dass mir ihre Frisur nicht gefällt.»

Eines ist aber klar: Als neue «Sportpanorama»-Moderatorin wird sie nun noch mehr im Rampenlicht stehen und der Kritik ausgesetzt sein. Wohl auch intern, denn manch anderer (männlicher) SRF-Sportmoderator hätte diesen prestigeträchtigen Job ebenfalls gern gekriegt. «Ich kann verstehen, wenn der eine oder andere enttäuscht war. Doch ich war wohl einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dass ich eine Frau bin, war für einmal sicherlich kein Nachteil», erklärt Gyr.

«Ich kann manchmal selber nicht glauben, welche Türen in den letzten Jahren für mich alle aufgegangen sind.» Sagt es und lacht ein letztes Mal an diesem sonnigen Nachmittag am Ägerisee.

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